In den nächsten Jahren wird eine zunehmende Nutzung von Cloud-Diensten erwartet. Grund dafür ist, dass sie die Basis für die Implementierung von Technologien wie Künstlicher Intelligenz und Internet of Things bilden. Deutschland zeigt im internationalen und europäischen Vergleich eine unterdurchschnittlich geringe Nutzung von Cloud.
In der letzten Legislaturperiode wurden Fortschritte im Bereich Cloud- und Dateninfrastruktur in Deutschland und Europa erzielt. Unter anderem Gaia-X hat Grundlagen für die europäische Kooperation im Bereich Daten und Cloud geschaffen. Das 2023 genehmigte IPCEI Next Generation Cloud Infrastructure (IPCEI-CIS) stärkt Fähigkeiten in Deutschland und Europa im Cloud-Edge-Kontinuum ebenfalls.
Die europäische Wirtschaft, die Industrie und insbesondere die öffentliche Hand brauchen zum Erhalt ihrer Leistungsfähigkeit hochperformante, sichere und vertrauenswürdige Technologien und Angebote im Bereich Cloud, Edge und Daten.
Ein ganzheitlicher Ansatz zur Cloud-Nutzung erfordert einen Perspektivwechsel, bei dem Cloud-Dienste als strategische Infrastruktur betrachtet werden. Um die Einführung von Cloud zu incentivieren, könnten direkte Förderungen, wie Cloud-Gutscheinmodelle, insbesondere KMUs unterstützen.
Insgesamt sollte der öffentliche Sektor mit konkreten Anwendungsfällen voranschreiten, um Vertrauen in Cloud-Technologien zu stärken und den Wandel voranzutreiben. Eine ganzheitliche, nationale und echte „Cloud-First“-Strategie soll den Kulturwandel begünstigen. Auch die Einführung eines Cloud & AI Development Act kann eine rechtliche Vereinheitlichung in Europa für die Cloud-Nutzung schaffen, um technologische Souveränität zu sichern und die Wettbewerbsfähigkeit in Schlüsselindustrien zu fördern.
Das Zielbild einer besseren Integration und Orchestrierung verschiedener Cloud- und Edge-Angebote zur Schaffung eines leistungsstarken, wettbewerbsfähigen und vertrauenswürdigen Cloud-Edge-Kontinuums in Deutschland und Europa kann nur erreicht werden, wenn Ressourcen gebündelt werden und eine Fokussierung erfolgt. Initiativen wie das IPCEI-CIS, die Europäische Allianz für industrielle Daten, Edge und Cloud und das Projekt SIMPL sollten daher zügig umgesetzt werden. Es gilt nun, diese Initiativen zu verstetigen und darauf aufbauend weitere förderpolitische Akzente zu setzen. Besonders absehbare Entwicklungen und Trend-Bereiche wie Edge-Computing sollen demnach berücksichtigt werden und mit strategischen Stärken der deutschen Wirtschaft eng verzahnt werden (z. B. B2B-Anwendungen im Bereich Automobil/Mobilität, Industrie, Energie etc.).
Die Deutsche Verwaltungscloud (DVC) und die Deutsche Verwaltungscloud-Strategie (DVS) sowie die Multi-Cloud Strategie geben Orientierung für die Cloud-Nutzung im öffentlichen Sektor, die sowohl die architekturale Grundlage (Cloud-Broker) bietet als auch den strategischen Rahmen definiert. Eine schnelle Umsetzung, vor allem aber die Einbeziehung aller am Markt verfügbaren Cloud-Anbieter sind zentral, um Cloud-Technologien in der Breite der Verwaltung und des öffentlichen Sektors nutzbar zu machen. Zentral sollte hier der Multi-Cloud-Ansatz verfolgt werden. Im Hinblick auf konkrete Anforderungen ist es maßgeblich, neben bestehenden und etablierten Rahmenwerken wie EVB-IT Cloud, C5 und IT-Grundschutz auch auf internationale Standards zu setzen und diese aktiv mitzugestalten.
Konkrete Anforderungen an digitale Souveränität und souveräne Clouds sind insbesondere in regulierten Anwendungsbereichen relevant. In verschiedenen Anforderungsregimen werden Vorgaben zur digitalen Souveränität diskutiert. Wichtig sind einheitliche Definitionen und klare Verknüpfungen mit konkreten Schutzzielen, etwa durch das Cloud-Zertifizierungsschema EUCS oder die Anforderungen des IT-Planungsrats.
Regulatorische Vorgaben auf EU-Ebene, wie der EU Data Act, schaffen Anforderungen und Regeln für die Interoperabilität und den Wechsel zwischen Cloud-Diensten. Dies gilt für Cloud-Provider und Nutzer. Solche Regelungen können dazu beitragen, klare Richtlinien für den Cloud-Markt zu etablieren. Um die Wirtschaftlichkeit der deutschen und europäischen Anbieter langfristig zu fördern, ist es entscheidend, dass diese Vorgaben präzise und praxisnah gestaltet sind. Die Standardisierung auf der Ebene CEN-CENELEC soll von der Politik aktiv begleitet werden und sich dabei an internationalen Standards auf Ebene ISO-IEC orientieren.
Deutschland braucht einen Neustart. Wir müssen wieder ein Zukunftsland werden: mit einer klaren Vorstellung davon, wohin wir steuern; mit guten, innovativen Ideen; mit Lust aufs Neue. Damit das gelingt, müssen die Grundlagen stimmen: Wir brauchen Wachstum und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Und wir müssen für Sicherheit und einen modernen Staat sorgen. Dort ist in den letzten Jahren zu viel liegengeblieben, es gibt also viel zu tun. Wir haben dafür konkrete Ideen: