Viele Nachhaltigkeits- und Klimaziele können wir mit digitalen Technologien erreichen. Windräder, die ihre Rotorblätter mithilfe von Sensoren optimal an die Windstärke anpassen, Felder, die auf Basis von Satellitendaten sparsamer gedüngt werden, Fabriken, die dank KI hocheffizient produzieren und dabei Energie sparen: Digitale Technologien können fast ein Viertel zu den von Deutschland selbstgesteckten Klimazielen im Jahr 2030 beitragen. Je nach Digitalisierungstempo sind zwischen 14 % und 26 % der Zielsetzung erreichbar, wobei die eigenen Emissionen durch die Nutzung u. a. von Rechenzentren und Endgeräten bereits berücksichtigt werden.
Mit der Digitalisierung haben wir einen starken Hebel, um die CO₂-Emissionen deutlich zu senken, den Umwelt- und Klimaschutz zu verbessern und gleichzeitig unsere Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland zu stärken. Je ambitionierter der Einsatz digitaler Technologien vorangetrieben wird und je besser die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Digitalisierung sind, desto größer sind die CO₂-Einsparungen und der Beitrag, den die Digitalisierung auch jenseits von CO₂ zu mehr Nachhaltigkeit leisten kann.
Wir brauchen eine gezielte und mutige Flankierung durch die Politik und ein konsequentes Handeln der Entscheiderinnen und Entscheider an der Spitze der Unternehmen.
Je länger elektronische Geräte genutzt werden, desto nachhaltiger sind sie. Ihre Langlebigkeit hängt nicht nur von Reparierbarkeit ab, sondern insgesamt von hoher Qualität und Zuverlässigkeit. Individuelle Reparaturen sind nur ein Teil von umfassender Kreislaufwirtschaft. Alle zirkulären Ansätze wie Refurbished-IT, wiederaufbereitete Ersatzteile und Product-as-a-Service-Modelle sollten regulativ und finanziell gefördert werden. Für eine bessere Wiederverwendung von Elektrogeräten braucht es eine angepasste WEEE-Effizienzprüfung sowie die Stärkung von grenzüberschreitenden Re-Use-Aktivitäten. Zudem benötigt eine starke Reparaturwirtschaft direkte Anreize, etwa durch die EU-weite Ermöglichung und nationale Umsetzung einer Mehrwertsteuersenkung auf Ersatzteile und Reparaturen für IT-Hardware, wie sie für Haushaltsgeräte bereits möglich wäre.
Ein Moratorium für neue Umwelt- und Nachhaltigkeitsvorgaben sollte die Regulierungsflut eindämmen und die Umsetzung bestehender Vorschriften fokussieren. Mittels European Green Deal wurden über 170 Gesetzesinitiativen angestoßen, darunter mehr als 70 Richtlinien, die oft noch in nationales Recht umgesetzt werden müssen. Mitgliedstaaten benötigen Zeit, diese umzusetzen und zu evaluieren. National sollte der Schwerpunkt auf der Umsetzung dieser EU-Richtlinien liegen, ohne neue, abweichende Rechtsvorschriften einzuführen. Produktspezifische Gesetzgebung, Regelungskohärenz und ausreichende Übergangsfristen sind entscheidend, damit Unternehmen ihre Ressourcen für die nachhaltige Transformation und nicht allein deren Berichtspflichten einsetzen können.
Angesichts steigender Nachhaltigkeitsanforderungen und Berichtspflichten stehen viele KMU vor der Herausforderung, die nötigen personellen Kapazitäten aufzubauen. Oft scheitert es an Know-how, um digitale ESG- und Reporting-Tools effektiv zu nutzen. Eine Förderung, ähnlich der Innovationsassistentenförderung, könnte KMU unterstützen, indem ein Teil der Personalkosten für Fachkräfte übernommen wird, die Nachhaltigkeitsstrategien umsetzen. Ein Förderzeitraum von zwei Jahren würde die Integration dieser Fachkräfte sichern. Um die Arbeitsplätze zu erhalten, sollten Unternehmen verpflichtet werden, die Stellen über die Förderung hinaus zu bewahren, während positive Anreize wie reduzierte Lohnnebenkosten den Erfolg unterstützen.
Die reichhaltigen Datenbestände staatlicher Institutionen können Umweltinnovationen fördern und nachhaltige Geschäftsmodelle ermöglichen. Um diese Potenziale zu realisieren, muss ihre öffentliche Bereitstellung beschleunigt und gestärkt werden. Das Online-Portal umwelt.info des UBA sollte durch die Integration kartografischer Visualisierungen raumbezogener Informationen, die Verbesserung der Interoperabilität und Standardisierung sowie die Erweiterung der Datensätze unter Wahrung des Datenschutzes ausgebaut werden. Eine verstärkte Nutzerinteraktion ist ebenfalls wesentlich, um die Plattform effektiver zu gestalten und eine breite Nutzerbasis aus Unternehmen anzusprechen.
KI kann viele Nachhaltigkeitsziele unterstützen. Die Förderung nachhaltiger KI-Anwendungen und die Sensibilisierung für eine ökologisch verantwortungsvolle KI-Nutzung sind hierfür entscheidend. Um KI selbst nachhaltiger zu gestalten, sollten energieeffiziente Algorithmen, Modelle und Hardware verwendet und Berechnungen optimiert werden, um den Energieverbrauch zu senken. Edge Computing, grüne Rechenzentren und Embedded KI minimieren den Ressourcenbedarf. Der Ausbau erneuerbarer Energien ist Grundvoraussetzung für eine nachhaltige KI-Infrastruktur. Wiederverwendete Modelle und Hardware fördern die Kreislauffähigkeit, während Nachhaltigkeitsmetriken den ökologischen Fußabdruck sichtbar machen. Dazu bedarf es EU-weit einheitlicher Nachhaltigkeitsmetriken für KI, insbesondere für den Systemeinsatz. Die Bundesregierung sollte sich hierfür einsetzen.
Deutschland braucht einen Neustart. Wir müssen wieder ein Zukunftsland werden: mit einer klaren Vorstellung davon, wohin wir steuern; mit guten, innovativen Ideen; mit Lust aufs Neue. Damit das gelingt, müssen die Grundlagen stimmen: Wir brauchen Wachstum und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Und wir müssen für Sicherheit und einen modernen Staat sorgen. Dort ist in den letzten Jahren zu viel liegengeblieben, es gibt also viel zu tun. Wir haben dafür konkrete Ideen: