Ob Künstliche Intelligenz, New Space oder Verteidigung: Startups und Scaleups sind Treiber von Innovation, Garant für wirtschaftliches Wachstum und unsere künftige Wettbewerbsfähigkeit. In den vergangenen Jahren hat Deutschland bereits eine Vielzahl von europäischen Tech Champions hervorgebracht und dank der gut aufgestellten Spitzenforschung auch noch einiges an Potenzial. Damit wir als Innovations- und Wirtschaftsstandort erfolgreich bleiben, müssen wir diese Chance auch nutzen. Für die neue Legislatur gilt es, die optimalen Rahmenbedingungen zu schaffen, um aus guten Ideen Startups werden zu lassen, diese beim Wachstum zu unterstützen und hier an die Börse zu führen. Nur mit einem starken Startup- und Scaleup-Standort kann es uns gelingen, die Digitalisierung von Wirtschaft und Staat weiter voranzutreiben, zukunftsfeste Arbeitsplätze zu schaffen und die großen geopolitischen Herausforderungen zu meistern. Uns läuft die Zeit davon. Wir müssen jetzt handeln, um einen bürokratiearmen, kapitalstarken Startup-Standort zu schaffen, an dem die klügsten Köpfe aus aller Welt die größten Innovationen von morgen entwickeln.
2022 hat die Bundesregierung erstmals eine umfassende Startup-Strategie für Deutschland verabschiedet und eine Vielzahl wichtiger Maßnahmen adressiert. Doch damit ist erst der Anfang getan. Die Regierung muss die Startup-Strategie in der nächsten Legislaturperiode weiter ausbauen und mit klaren Zielsetzungen auf ein neues Level bringen. Damit aus innovativen Startups international agierende Unternehmen werden, muss darin auch auf Scaleups und ihre Bedürfnisse, etwa hinsichtlich erhöhten Finanzierungs- und Fachkräftebedarf oder der (europäischen) Internationalisierung eingegangen werden.
Jedes dritte Startup überlegt aufgrund fehlenden Kapitals ins Ausland zu gehen. Wachstumsfonds & WIN-Initiative können nur der Anfang gewesen sein, um unsere Lücke zum internationalen Wettbewerb zu schließen. Um den Zugang zu Wagniskapital für Startups zu verbessern und den Innovationsstandort Deutschland zu stärken, gilt es daher weiterhin, institutionelle Investorengruppen für Venture Capital zu erschließen, den öffentlichen Kapitalmarkt und Fondsstandort zu stärken, und den Zukunftsfonds mit seiner wichtigen Hebelwirkung weiter auszubauen. Zeit- und ressourcenintensive Prozesse beim IPO-Zulassungsverfahren müssen vereinfacht werden, um die Zahl der Börsengänge deutscher Startups zu erhöhen.
Die hohe Regulierungsdichte und eine ausufernde Bürokratiekultur sind Innovationsbremse und belasten den Wirtschaftsstandort Deutschland. Gerade Startups sind durch ihre begrenzten personellen und finanziellen Mittel besonders von Bürokratie betroffen. Das bindet Ressourcen, die für die eigentliche Geschäftstätigkeit und die Weiterentwicklung ihrer Produkte fehlen. Helfen würde etwa die Einführung eines vollständig digitalen Gründungsprozesses, vereinfachte Vergabefahren und die Schaffung einer einfach übertragbaren, stimmrechtslosen Anteilsklasse im GmbH-Recht, um Mitarbeiterbeteiligung attraktiver zu machen. Zudem sollte der Zugang zu Aufträgen der öffentlichen Hand vereinfacht sowie ein „Stufenplan Startups“ eingeführt werden. Dieser sollte die stufenweise Steigerung von administrativen und bürokratischen Auflagen für Startups vorsehen und ihnen so bürokratiearme erste zwei Jahre ermöglichen.
Deutschland bleibt das Land der Tüftler und Erfinder. Ob wir auch das Land der Digitalisierer sein können, hängt stark davon ab, wie gut es uns gelingt, unseren DeepTech-Sektor zu stärken. In einem ersten Schritt muss es uns gelingen, unsere Spitzenforschung in marktreife Lösungen zu übersetzen. Dafür braucht es langfristig bereitgestellte Mittel für die Startup-Factories und vereinfachten IP-Transfer. Zudem sollte das Volumen des DeepTech & Climate Fonds erhöht und der Zugang von Innovation in den Markt vereinfacht werden, etwa durch die Schaffung von Reallaboren und die Anpassung von Regulierungen, die Startups und ihre Innovationen unterstützen, anstatt sie durch bürokratische Hürden und Probleme zu behindern.
Die Innovationskraft des Startup-Ökosystems hängt maßgeblich von der Vielfalt seiner Akteure ab. Wir schöpfen unser Potenzial nicht aus: Veraltete Rollenbilder müssen endlich aufgebrochen, Unternehmertum frühzeitig in Schulen und Hochschulen verankert und diverse Role-Models sichtbarer werden, um mehr Frauen, Personen mit Migrationshintergrund und Menschen aus nicht-akademisch geprägten Elternhäusern zu Gründungen zu ermutigen. Staatliche Förderprogramme sollten Startups mit gemischten Teams besonders unterstützen. Außerdem darf Familienplanung für Gründerinnen kein finanzielles Risiko darstellen. Dafür könnten Selbstständige in die „U2-Umlage“ integriert und die Kosten von Kinderbetreuung vollständig steuerlich absetzbar werden.
Deutschland braucht einen Neustart. Wir müssen wieder ein Zukunftsland werden: mit einer klaren Vorstellung davon, wohin wir steuern; mit guten, innovativen Ideen; mit Lust aufs Neue. Damit das gelingt, müssen die Grundlagen stimmen: Wir brauchen Wachstum und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Und wir müssen für Sicherheit und einen modernen Staat sorgen. Dort ist in den letzten Jahren zu viel liegengeblieben, es gibt also viel zu tun. Wir haben dafür konkrete Ideen: