Unsichere Ernten, steigende Lebensmittelpreise und internationaler Wettbewerb zeigen, dass die Landwirtschaft in Deutschland neu gedacht werden muss. Die Digitalisierung bietet große Chancen, besonders bei klimatischen Herausforderungen und dem Mangel an Arbeitskräften, um die Produktivität und Rentabilität zu erhalten und die Ernährungssicherheit zu gewährleisten. Zudem kann die digitale Optimierung der Anbaupraktiken die konventionelle Landwirtschaft nachhaltiger und umweltfreundlicher gestalten.
Aktuell wird die Digitalisierung der Landwirtschaft durch mangelnde Investitionsbereitschaft und bürokratische Hürden gehemmt. Es fehlen ausreichende Schnittstellen, Systemvernetzungen und Aus- und Weiterbildungsangebote für Landwirtinnen. In den nächsten vier Jahren sollte die Bundesregierung folgende Ziele erreichen: Aufbau einer zentralen Agrardatenplattform für einfachen Zugang zu staatlichen Daten und Diensten, Förderung der Vernetzung von IT-Systemen über offene Schnittstellen, Standardisierung und Harmonisierung von Datenstrukturen und Prozessen, sowie die Stärkung der Aus- und Weiterbildung der Landwirte. Zusätzlich sollte die Förderung von Investitionen in digitale Anwendungen vorangetrieben werden, um kleinere Betriebe zu unterstützen und nachhaltige, klimafreundliche landwirtschaftliche Praktiken zu fördern.
Notwendig ist die Digitalisierung und Harmonisierung der Prozesskette zwischen landwirtschaftlichen Betrieben und Behörden. Der Staat muss dringend über den Föderalismus hinweg klare Datenstrukturen entlang der landwirtschaftlichen Prozesskette und den lieferkettenübergreifenden Einsatz eindeutiger digitaler Identifikationen fördern. Hierfür ist eine Vereinheitlichung bestehender Identifikations- und Prozessstandards und Anpassung von Schnittstellen nötig. Wir begrüßen die Einrichtung einer Plattform (landwirtschaftsdaten.de) mit zentralem Zugang zu sämtlichen staatlichen Daten und Diensten und fordern diese zentrale Datenplattform weiter auszubauen und zu pflegen oder ggf. neu und vollumfassend aufzusetzen als einen „AgriDataHub“. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass diese Plattform, ebenso wie die Digitalisierung der behördlichen Infrastruktur, durch die Schaffung eines Datenraums unterstützt wird. Dabei sollte idealerweise auch die Unterstützung europäischer Initiativen berücksichtigt werden, da die Zukunft der digitalen Landwirtschaft nicht nur national gedacht werden kann und die damit verbundenen Aufwände nicht allein auf nationaler Ebene getragen werden müssen. Ein gutes Beispiel bietet Dänemark mit SEGES Innovation, die eine zentrale Plattform mehrere Jahre erfolgreich im Betrieb haben, und den Landwirten optionale, indirekt finanziell attraktive Anreize zur Digitalisierung anbieten.
Aktuell erfolgt die Förderung der Landwirtschaft hauptsächlich durch Investitionsförderung in Maschinen und Geräte. Um eine verstärkte Implementierung und Nutzung digitaler Lösungen in der Landwirtschaft zu erreichen, müssen Dienstleistungen (Software-as-a-Service) und Geschäftsmodelle (Pay-per-Use) förderfähig werden. Dies gilt für Komponenten wie Sensoren oder Parallelfahrsysteme sowie für komplette Maschinen. Der Einsatz von Product-as-Service und Pay-per-Use belastet die Liquidität weniger und ermöglicht kleineren Betrieben einen einfachen Einstieg in nachhaltigere Bewirtschaftung. Zukünftige Maßnahmen, die von der Regierung umgesetzt werden sollten, umfassen zum Beispiel die Förderung sensorbasierter Systeme, die Unterstützung lohnunternehmerischer Dienstleistungen, die Öffnung der Positivliste für innovative Technologien, Weiterbildung und konkrete Unterstützung bei der Umsetzung. Zudem muss die Förderung digitaler Technologien über die Forschungseinrichtungen hinaus angeboten werden.
Um den Ruf der Landwirtschaft zu verbessern, braucht es freiwillige Angebote für Praktizierende und überarbeitete Lehrpläne, die schon in der weiterführenden Schule zu einer höheren Motivation führen sollen. Die Einführung eines Digitalführerscheins für die Landwirtschaft würde Landwirten, Lohnunternehmern und Auszubildenden helfen, digitale Technologien sicher und effizient zu nutzen. Dies umfasst die Bedienung und Wartung von sensorbasierten Systemen und GPS-gesteuerten Maschinen, das effiziente Datenmanagement sowie die Einhaltung von Sicherheits- und Datenschutzstandards. Ziel ist es, die Effizienz und Produktivität zu steigern, nachhaltigere Anbaumethoden zu fördern und die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Zudem soll der sichere Umgang mit digitalen Systemen und Daten gewährleistet werden.
Deutschland braucht einen Neustart. Wir müssen wieder ein Zukunftsland werden: mit einer klaren Vorstellung davon, wohin wir steuern; mit guten, innovativen Ideen; mit Lust aufs Neue. Damit das gelingt, müssen die Grundlagen stimmen: Wir brauchen Wachstum und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Und wir müssen für Sicherheit und einen modernen Staat sorgen. Dort ist in den letzten Jahren zu viel liegengeblieben, es gibt also viel zu tun. Wir haben dafür konkrete Ideen: