Bildung ist Deutschlands wichtigste Ressource. Ohne gut und zukunftsfähig ausgebildete Menschen werden wir die vor uns liegenden Transformationsaufgaben nicht stemmen können. Dafür braucht es funktionierende, vorwärtsgewandte Bildung – und die ist digital.
Sie erkennt und aktiviert die Potenziale digitaler Technologien zur Verbesserung des Lehr- und Lernerlebnisses von der Kita über die Schule, bis in Hochschulen, die duale Ausbildung und berufliche Weiterbildung. Sie ermöglicht jedem einen individuellen Bildungsweg. Sie stärkt auf allen Ebenen digitale Kompetenzen, erhöht damit unsere gesellschaftliche Resilienz und schützt unsere demokratischen Grundwerte. Sie macht alle Menschen in Deutschland zu selbstbestimmten Gestalterinnen und Gestaltern unserer digitalen Transformation.
Diese Bildung ist in Deutschland nicht selbstverständlich. Das muss sich in der nächsten Legislaturperiode ändern. Es braucht ein flächendeckendes Konzept zur Stärkung digitaler Kompetenzen entlang der gesamten Bildungskette, ausreichend finanzielle Mittel für die Digitalisierung unserer Bildungseinrichtungen und einen ebenen- und maßnahmenübergreifenden Ansatz zur nachhaltigen Begrenzung des IT-Fachkräftemangels. Dabei muss Kompetenzgerangel hintenangestellt und ein gemeinsames Zielbild einer handlungsfähigen, resilienten, digitalen Gesellschaft richtungsweisend sein. Der erste PISA-Schock ist fast 20 Jahre her, seitdem hat sich nur wenig getan – Zeit, etwas anders zu machen.
Funktionierendes Internet, digitale Endgeräte, Zugang zu digitalen Lehr- und Lehrmaterialien: Das sind Dauerausgaben. Bund, Länder und Kommunen müssen daher eine langfristige, gemeinsame Finanzierungslösung finden. Durch eine Sondervereinbarung sollte ein dauerhaftes „Sonderbudget Digitale Bildung“ geschaffen werden, das die Finanzierung eines digitalen Bildungssystems langfristig sichert. Hierbei verpflichten sich Bund und Länder zu einer hälftigen Finanzierung. Die Entscheidung, in die Zukunftsfähigkeit unseres Bildungssystems, in Kitas, allgemeinbildenden und beruflichen Schulen, Ausbildungsstätten, Hochschulen und darüber hinaus zu investieren, muss unabhängig von politischen Mehrheiten zur Selbstverständlichkeit werden.
In Anlehnung an das „Digital Competence Framework“ der Europäischen Kommission sollte ein von Bund und Ländern getragener Aktionsplan entstehen. Er hält fest, wie es auf allen Ebenen um Digitalkompetenzen in Deutschland steht und welche digitalen Kompetenzen von der Kita bis zur Hochschule und außerhalb unserer Bildungseinrichtungen vermittelt werden sollten – basierenden auf einem Kompetenzverständnis, welches moderne Herausforderungen, wie den Umgang mit Fake News oder die eigene Sicherheit im digitalen Raum, mitdenkt. Er enthält konkrete, verbindliche Ziele und Maßnahmen, die gemeinsam von Politik, Bildungspraxis, Zivilgesellschaft und Wirtschaft zu erreichen und umzusetzen sind (z. B. Pflichtfach Informatik ab der Sekundarstufe 1).
Eine Fortführung der Ende 2023 ausgelaufenen „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ ist dringend notwendig, die Aufgabe der Modernisierung des Lehrerberufs längst nicht abgeschlossen. Daher sollte in einer Neuauflage mit dem Titel „Digitaloffensive Lehrerbildung“ der Fokus ausschließlich auf dem Themenkomplex Digitalisierung liegen, inkl. die verpflichtende Vermittlung digitaler Kompetenzen für Lehrkräfte und die Digitalisierung der Lehrerausbildung. Mit einem konkreten Plan und ausreichend Budget kann an bestehende Strukturen und Hochschulverbünde sowie die Unterstützung durch Externe angeknüpft werden. Ohne digital kompetente Lehrkräfte in der allgemeinen und beruflichen Bildung werden Ausgaben für Technologien und Materialien zur Investitionsruine.
Unser mehrgliedriges Bildungssystem bietet unterschiedliche Wege in digitale Berufe, dennoch werden nicht alle gleichermaßen genutzt. In der neuen Legislaturperiode sollte die duale Ausbildung attraktiver gestaltet und mehr junge Menschen für diesen Bildungsweg begeistert werden. In Zusammenarbeit mit der Wirtschaft müssen realitäts- und bedarfsnahe neue Berufsbilder und Ausbildungsgänge entstehen – so fehlt zum Beispiel bis heute ein dualer Ausbildungsgang im Bereich IT-Sicherheit. Gleichzeitig braucht es eine attraktive Namensgebung: So könnte zum Beispiel aus dem „Fachinformatiker für Systemintegration“ der „IT-Network Specialist“ werden.
Weiterbildung in Unternehmen erfolgt zunehmend asynchron und digital. Daher sollte die arbeitsrechtliche Gesetzgebung, das FernUSG und jegliche Förderung von Weiterbildungsmaßnahmen so angepasst werden, dass digitale Lernformate nicht benachteiligt werden. Eine Schulungsoffensive für die Mitarbeitenden in den Beratungsstellen der Bundesagentur für Arbeit muss die Gleichbehandlung verschiedener Lernformate und die Vielfalt an Weiterbildungsmöglichkeiten für digitale Berufe in der Beratung sicherstellen. Das erhöht die Transparenz über Rahmenbedingungen und Förderrichtlinien für berufliche Weiterbildung. Zudem sollte der Quereinstieg in die IT-Branche durch ein staatlich gefördertes Programm in enger Partnerschaft mit Ländern, Bildungseinrichtungen und Unternehmen erleichtert werden – denn der Quereinstieg trägt essenziell zur Gewinnung von IT-Fachkräften bei.
Deutschland braucht einen Neustart. Wir müssen wieder ein Zukunftsland werden: mit einer klaren Vorstellung davon, wohin wir steuern; mit guten, innovativen Ideen; mit Lust aufs Neue. Damit das gelingt, müssen die Grundlagen stimmen: Wir brauchen Wachstum und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Und wir müssen für Sicherheit und einen modernen Staat sorgen. Dort ist in den letzten Jahren zu viel liegengeblieben, es gibt also viel zu tun. Wir haben dafür konkrete Ideen: