Lebenszyklus Digitale Identität
Der Lebenszyklus einer digitalen Identität kann in mehrere Phasen unterteilt werden:
Die genauen Details des Lebenszyklus einer digitalen Identität können je nach Kontext und den spezifischen Anforderungen der Plattform oder Institution variieren.
Eine digitale Identität für Menschen umfasst die Gesamtheit der digitalen Informationen und Attribute, die mit einer Person im digitalen Raum verknüpft sind. Dazu gehören unter anderem:
Digitale Identitätsdaten können sicher über elektronische Ausweise, in Deutschland den digitalen Personalausweis, übertragen werden. Mit der eIDAS 2.0 Verordnung hat die EU die Einführung einer digitalen Wallet beschlossen, über die Bürgerinnen und Bürger der EU sich künftig digital ausweisen sollen.
Unternehmen
Auch Unternehmen und Organisationen können eine digitale Identität besitzen. Ähnlich wie für Bürgerinnen und Bürger soll juristischen Personen eine Organisationswallet zur Verfügung gestellt werden. Darüber sollen Unternehmen mit öffentlichen Stellen, Privat- und Geschäftskunden kommunizieren können. Diese kann folgende Attribute beinhalten:
Anforderungen
Aus Sicht der Identitäts-Inhaber (Person, Organisation) gelten bestimmte Anforderungen, die für die Nutzung einer digitalen Identität wichtig sind:
Auch der Anforderungssteller in Person des Gesetzgebers hat bestimmte Anforderungen, wenn es um die Implementierung von digitalen Identitäten geht. Diese Punkte sind entscheidend für die Schaffung einer benutzerfreundlichen, sicheren und effizienten digitalen Identität, die sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene funktioniert.
z.B. Regulierungsbehörde, Überwachungsbehörde
z.B. Relying Party
Vergibt hoheitliche Identitätsdokumente – wie z.B. eID
Accountprovider z.B. NetID
Daten
Eine digitale Identität umfasst eine Vielzahl von Daten, die dazu dienen, eine Person oder Organisation eindeutig und sicher zu identifizieren. Diese Daten ermöglichen es, Identitäten in verschiedenen digitalen Kontexten zuverlässig zu verifizieren und zu nutzen. Die folgende Liste bietet einen Überblick über mögliche Informationen, die in einer digitalen Identität enthalten sein können:
Stakeholder
Als Identitätsinhaber sind natürliche Personen im Zentrum der Digitalen Identität. Mit der eIDAS-Verordnung soll ihnen mehr Souveränität über ihre Daten gegeben werden. Durch die Wallet können in Zukunft hoheitliche Identitätsdaten und Nachweise wie Tickets, Zeugnisse, oder Buchungsbelege digital von ihnen übertragen werden.
Die EU hat mit der Novellierung der eIDAS-Verordnung die Grundlage für die Weiterentwicklung Digitaler Identitäten sowie die Harmonisierung der europäischen eID-Ökosysteme geschaffen.
Die Mitgliedsstaaten der EU fungieren als Identitätsaussteller. Hoheitliche Dokumente wie Personalausweis, Reisepass und Führerschein werden vom Staat digital zur Verfügung gestellt. Diese dienen als digitale Identitäten für Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen innerhalb des jeweiligen Landes. Die Staaten können auch als Herausgeber einer Wallet auftreten, in der Staatsbürger ihre Identitätsdaten speichern können. Sie stellen außerdem sicher, dass ihre nationalen eID-Systeme den Standards von eIDAS entsprechen, insbesondere hinsichtlich der Interoperabilität und gegenseitigen Anerkennung. Damit schaffen die Mitgliedsstaaten die Rahmenbedingungen, um digitale Identitäten für die Bürgerinnen und Bürger nutzbar zu machen.
(Privat-) Wirtschaft/ Unternehmen
Unternehmen nehmen verschiedene Rollen ein, um die sichere und effiziente Nutzung und Verwaltung digitaler Identitäten zu gewährleisten. Dabei können sie als Abfragende, des Inhaber und Konto-Anbieter auftreten. Jede dieser Rollen hat spezifische Aufgaben und Verantwortlichkeiten, die zur sicheren und zuverlässigen Nutzung digitaler Identitäten beitragen.
Rollen von Unternehmen bei digitalen Identitäten
Diese Rollen sind entscheidend für das Funktionieren und die Sicherheit digitaler Identitätssysteme. Abfragende, Inhaber und Konto-Anbieter müssen eng zusammenarbeiten und sich auf gemeinsame Standards und Best Practices einigen, um eine nahtlose und sichere Nutzung digitaler Identitäten zu gewährleisten. Durch die klare Definition und Einhaltung dieser Rollen können Unternehmen das Vertrauen in digitale Identitätssysteme stärken und deren Akzeptanz und Nutzung fördern.
Regulatorik
Anwendung
In der Kommunikation mit der Verwaltung sollen Bürger in Zukunft verstärkt von ihrer digitalen Identität Gebrauch machen. Damit sollen Bürgerservices digital zugänglich gemacht werden. Ähnlich wie bei Anwendungsfällen, die im privaten Bereich liegen, richten sich auch in der Verwaltung die zu übertragenden Daten stark nach der Sensibilität der jeweiligen Anwendung. So kann die Steuererklärung lediglich mit einem auf dem Endgerät gespeicherten Elster-Zertifikat ausgefüllt, abgeschickt und im Nachgang mit dem Finanzamt kommuniziert werden. Die Beantragung eines Führungszeugnisses oder eines Grundbuchauszugs erfordert jedoch höhere Sicherheitsmaßnahmen und wird daher mit der eID ausgeführt werden müssen. Das OZG regelt dabei die Digitalisierung solcher Dienste, zu der Bund, Länder und Kommunen verpflichtet sind.
Digitale Identitäten sind in einer Vielzahl von Anwendungsfällen im privaten Bereich von entscheidender Bedeutung. Im Finanzwesen ermöglichen sie im Online-Banking sichere Transaktionen und den Zugriff auf Bankkonten durch eine zuverlässige Authentifizierung der Benutzer. Außerdem erlauben digitale Identitäten eine nahtlose und sichere Kontoeröffnung sowie die Beantragung von Krediten durch die Überprüfung der Identität und Bonität der Antragsteller.
Digitale Identitäten erleichtern die Nutzung von Vertrauensdiensten wie elektronischen Signaturen. Dokumente können von Unternehmen außerdem rechtsgültig digital gesiegelt werden. Die Novellierung der eIDAS-Verordnung sieht vor, Privatpersonen sowie Unternehmen zukünftig qualifizierte elektronische Signaturen (QES) direkt über die EUDI-Wallet auf dem Smartphone auslösen zu lassen. Dadurch wird das rechtsverbindliche elektronische Signieren von Verträgen deutlich einfacher.
Im Gesundheitswesen spielen digitale Identitäten eine wichtige Rolle bei der Verwaltung von sensiblen Gesundheitsdaten. Sie ermöglichen den sicheren Zugriff auf und die Verwaltung von E-Rezepten und Gesundheitskarten.
Im Tourismussektor erleichtern digitale Identitäten den Buchungsprozess für Reisen, indem sie eine sichere Authentifizierung für die Buchung von Unterkünften, Flügen und Aktivitäten bieten. In der EUDI-Wallet können zudem Nachweise von Buchungen sowie hoheitliche Dokumente wie der Führerschein oder der Reisepass digital gespeichert und im Bedarfsfall überprüft werden. Die digitale Übertragung von Reisepassdaten im Vorfeld einer Reise kann außerdem Visaprozesse beschleunigen sowie bei Buchungen sowie einer Autovermietung verwendet werden.
In geschlossenen Liegenschaften können digitale Zugangsberechtigungen für Mitarbeiter ausgestellt werden, um sicher auf Unternehmensressourcen zuzugreifen und physische Standorte zu betreten. Diese Art des Zutrittsmanagements erhöht sowohl die Sicherheit z.B. für sensible Daten als auch die Nachvollziehbarkeit von Zutritten.
Darüber hinaus werden digitale Identitäten für die SIM-Kartenregistrierung verwendet, um die Identität von Benutzern in der Telekommunikation zu überprüfen.
Bei Transaktionen, die eine Altersverifikation erfordern, wie beispielsweise der Kauf von Alkohol oder Tabak, ermöglichen digitale Identitäten eine schnelle und zuverlässige Altersüberprüfung. Dabei gilt es zu erwähnen, dass bei online-Transaktionen lediglich eine Bestätigung über die Volljährigkeit, bzw. das benötigte Alter übertragen wird.
Sie erleichtern auch die Überprüfung der Echtheit von Dokumenten wie Ausweisen, Bildungsnachweisen oder Arbeitsbescheinigungen durch digitale Signaturen und Authentifizierungsmethoden.
Weitere Anwendungsfälle finden sich in der Bildung. Digitale Identitäten ermöglichen einen sicheren Zugang zu Online-Lernplattformen und die Verwaltung von Lernfortschritten. Außerdem können Universitäten und Bildungseinrichtungen digitale Zertifikate und Abschlüsse ausstellen, die fälschungssicher und überprüfbar sind.
Ähnlich können soziale Netzwerke eine effiziente Profilverifizierung und somit einen erhöhten Schutz vor Fake-Accounts und Identitätsdiebstahl durch digitale Identitäten erzielen. Mit Zugangskontrollen wird zudem der Kinder- und Jugendschutz erhöht.
Diese Zugangskontrollen können auch für digitale Museen und Bibliotheken verwendet werden. Somit kann digitales oder digitalisiertes Kulturerbe sicher zugänglich gemacht werden.
Sicherheitsniveaus
DE-Mail ist ein Dienst für elektronische Kommunikation in Deutschland, der Sicherheitsstandards erfüllt, um Nachrichtenvertraulichkeit, Integrität und Authentizität zu gewährleisten. Es gibt zwei Sicherheitsniveaus:
ISO/IEC 29115 ist eine internationale Norm, die sich mit der Authentifizierung von Identitäten befasst, insbesondere im Zusammenhang mit elektronischen Transaktionen und Kommunikationen. Die Norm definiert verschiedene Ebenen der Vertrauenswürdigkeit (Level of Assurance, LoA), die angeben, wie viel Vertrauen in die Authentizität einer Identität gesetzt werden kann. Hier sind die verschiedenen Ebenen:
Das Sicherheitsniveau "self-declared" bezieht sich auf eine Situation, in der eine Person oder eine Organisation selbst angibt, dass sie bestimmte Sicherheitsstandards erfüllt oder bestimmte Sicherheitsvorkehrungen getroffen hat, ohne dass diese von einer unabhängigen Stelle überprüft oder zertifiziert wurden. Dies bedeutet, dass die Behauptungen über die Sicherheit auf dem Vertrauen basieren, das man in die Integrität und Kompetenz der Person oder Organisation setzt, die die Erklärung abgibt. Es ist wichtig zu beachten, dass "self-declared" Sicherheitsniveaus möglicherweise nicht so zuverlässig sind wie solche, die von unabhängigen Dritten überprüft und zertifiziert wurden.
Ausgestaltung
Das SSO ist eine log-in Methode für einen Geräte- oder Account gebundenen Zugriff auf Dienste, für die eine lokale Berechtigung vorliegt. Zur Aktivierung des SSO-Mechanismus wird nur eine initiale Authentifizierung benötigt (z.B. ein Passwort).
Beispiel: Eine Anmeldung über ein Unternehmensnetzwerk um automatisch Zugriff auf verschiedene Anwendungen zu erhalten, wie z.B. E-Mail, Kalender, interne Datenbanken usw., ohne sich jedes Mal separat anmelden zu müssen.
Die 2-FA ist ein Identitätsnachweis mithilfe von zwei unterschiedlichen, unabhängigen Komponenten, die in Kombination miteinander eingegeben werden müssen.
Beispiele:
Der digitale Reisepass (ePass) ist eine Erweiterung des herkömmlichen physischen Reisepasses. Er enthält einen Chip, auf dem biometrische Daten wie Fingerabdrücke und Gesichtsbild gespeichert sind. Ein neues Konzept ist die Abbildung des Reisepasses auf mobilen Endgeräten. Analog zur eID können Reisepassinformationen sicher auf mobilen Geräten gespeichert und verwendet werden. Reisende können so ihre Identität über ein Smartphone verifizieren, ohne einen physischen Pass vorlegen zu müssen.
Die eID ist die Online-Funktion des Personalausweises. Mithilfe des integrierten Chips, einer PIN und einem Smartphone können Ausweisdaten zur Online-Identifizierung übertragen werden.
Eindeutige Registernummern sind individuelle Nummern, mit denen persönliche Daten verknüpft sind. Diese werden in Registern gespeichert.
Beispiele:
Elektronische Zertifikate u.a. für Signaturen und Siegel, die von vertrauenswürdigen Drittparteien (QTSPs) ausgestellt werden, um die Authentizität und Integrität von Dokumenten und Transaktionen zu gewährleisten.
Eine digitale Wallet erlaubt die Speicherung verschiedener digitaler Nachweise auf dem Smartphone, z.B. Tickets, Kreditkarten, etc..
Ab 2027 können EU-BürgerInnen außerdem ihre eID-Daten in der Wallet speichern und darüber zur Online-Identifizierung übertragen.
Das Konzept der Self-Sovereign-Identity (SSI) erlaubt es dem Benutzer die volle Kontrolle über ihre digitalen Identitätsdaten haben, indem sie dezentrale Technologien wie Blockchain und kryptographische Verfahren nutzen. SSI ermöglicht es Benutzern, ihre Identität sicher zu verwalten, zu teilen und zu überprüfen, ohne auf zentrale Vermittler wie Behörden oder Unternehmen angewiesen zu sein.