Die Koalition aus SPD, Grünen und FDP hat in ihrem Sondierungspapier von einem digitalen Aufbruch gesprochen. Damit dieser gelingt, gilt es, die Gründung und das Wachstum von innovativen, digitalen Startups in Deutschland zu fördern und auszubauen.
Der Koalitionsvertrag stimmt positiv - viele wichtige Schritte für einen zukunftsfähigen Gründungsstandort Deutschland sind im Koalitionsvertrag aufgeführt. So sollen Startups einen vereinfachten, rechtssicheren Zugang zu öffentlichen Aufträgen bekommen. Venture-Capital soll auch in späteren Phasen besser verfügbar werden und Ausgründungen aus der Forschung werden mit "Science-Entrepreneurship-Initiativen" begleitet. Des Weiteren soll auf mehr Gründerinnen und mehr Gründungen von Menschen mit Migrationshintergrund hingewirkt werden.
Eines der wichtigsten Themen für die Startup-Szene, die Mitarbeiterkapitalbeteiligung, bleibt allerdings hinter den Erwartungen vorerst zurück. So wird im Koalitionsvertrag bisher lediglich eine weitere Anhebung des Steuerfreibetrags als konkrete Maßnahme erwähnt. Dies kann aber nur ein erster Schritt für eine vollumfängliche Lösung sein.
Nun gilt es, die Maßnahme auch schnell und umfänglich einzuführen. Die Forderung nach einem “One Stop Shop” bspw. war schon 2013und 2018 in den Koalitionsverträgen der Regierungsparteien zu finden. Die neue Regierung wird sich am Tempo und der Qualität der Umsetzung messen lassen müssen.
Dateninfrastruktur und Zugang zu Daten für Startups
Die Potenziale von Daten für alle heben wir, indem wir den Aufbau von Dateninfrastrukturen unterstützen und Instrumente wie Datentreuhänder, Datendrehscheiben und Datenspenden gemeinsam mit Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft auf den Weg bringen.
Wir streben einen besseren Zugang zu Daten an, insbesondere um Start-ups sowie KMU neue innovative Geschäftsmodelle und soziale Innovationen in der Digitalisierung zu ermöglichen. Ein Dateninstitut soll Datenverfügbarkeit und -standardisierung vorantreiben, Datentreuhändermodelle und Lizenzen etablieren.
Finanzierung & Venture Capital
Wir fördern digitale Startups in der Spätphasenfinanzierung und stärken den Venture-Capital-Standort.
Diversität bei Gründungen
Wir wollen den Anteil von Gründerinnen im Digitalsektor erhöhen. Dafür schaffen wir ein Gründerinnen-Stipendium und reservieren einen Teil des Zukunftsfonds.
Öffentliche Aufträge
Öffentliche Ausschreibungen und Beschaffungsprozesse gestalten wir z. B. für Gov- und EduTech-Start-ups einfacher.
Mitarbeiterbeteiligung
Wir werden die Mitarbeiterkapitalbeteiligung für Start-ups attraktiver gestalten.
Innovationsökosysteme
Unser Ziel ist die Stärkung von anwendungsorientierter Forschung und Transfer zur Schaffung und Stärkung regionaler sowie überregionaler Innovationsökosysteme. Dazu werden wir die Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (DATI) gründen, um soziale und technologische Innovationen insbesondere an den HAW und kleinen und mittleren Universitäten in Zusammenarbeit u. a. mit Start-ups, KMU sowie sozialen und öffentlichen Organisationen zu fördern.
Ausgründungen aus Forschung und Lehre
Für einen echten Innovationsschub müssen wir Ausgründungen vorantreiben. Wir werden Hochschulen Mittel des Bundes zur Schaffung einer Gründungsinfrastruktur für technologisches wie soziales Unternehmertum bereitstellen. Wir wollen die Ausgründungskultur in Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in der Breite stärken. Der dazu benötigte Kulturwandel wird durch Science-Entrepreneurship-Initiativen begleitet.
Startup-Strategie
Wir stärken die Start-up- und Gründerförderung. Wir werden Gründungen aus allen Lebenslagen und eine Kultur der zweiten Chance unterstützen und dafür ein neues Förderinstrument schaffen, das auch für Unternehmensnachfolgen offensteht. Wir verabschieden eine umfassende Start-up-Strategie.
Diversität bei Gründungen
Hürden für Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund beim Zugang zu Finanzierungen und Förderungen bauen wir ab; besseren Zugang zu Wagniskapital für Gründerinnen stellen wir sicher.
Wir wollen die Beteiligung von Frauen in Investment-Komitees von staatlichen Fonds und Beteiligungsgesellschaften deutlich stärken.
Öffentliche Aufträge und "One-Stop-Shops"
Wir ermöglichen einen vereinfachten, rechtssicheren Zugang für Startups und junge Unternehmen zu öffentlichen Aufträgen.
Wir schaffen die Voraussetzungen für flächendeckende „One Stop Shops“, also Anlaufstellen für Gründungsberatung, -förderung und -anmeldung. Ziel ist es, Unternehmensgründungen innerhalb von 24 Stunden zu ermöglichen.
Finanzierung
Die staatliche Förderbank KfW soll stärker als Innovations- und Investitionsagentur sowie als Co-Wagniskapitalgeber wirken, insbesondere für KI, Quantentechnologie, Wasserstoff, Medizin, nachhaltige Mobilität, Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft. Wir wollen ermöglichen, dass privates Kapital institutioneller Anleger, wie Versicherungen und Pensionskassen, für die Startup-Finanzierung mobilisiert werden kann.
Mitarbeiterbeteiligungen
Die Mitarbeiterkapitalbeteiligung werden wir attraktiver machen, u. a. durch eine weitere Anhebung des Steuerfreibetrags.
Sozialunternehmertum
Zu einer modernen Unternehmenskultur gehören auch neue Formen wie Sozialunternehmen, oder Gesellschaften mit gebundenem Vermögen. Wir erarbeiten eine nationale Strategie für Sozialunternehmen, um gemeinwohlorientierte Unternehmen und soziale Innovationen stärker zu unterstützen. Wir verbessern die rechtlichen Rahmenbedingungen für gemeinwohlorientiertes Wirtschaften, wie zum Beispiel für Genossenschaften, Sozialunternehmen, Integrationsunternehmen.
Für Unternehmen mit gebundenem Vermögen wollen wir eine neue geeignete Rechtsgrundlage schaffen, die Steuersparkonstruktionen ausschließt. Hemmnisse beim Zugang zu Finanzierung und Förderung bauen wir ab. Wir werden die rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen, um Guthaben auf verwaisten Konten zur Förderung des Gemeinwohls nutzen zu können.
Förderung
Wir schaffen neues Zutrauen in Gründergeist, Innovation und Unternehmertum. Dazu stärken und entbürokratisieren wir die Innovationsförderung und -finanzierung. Die Förderprogramme wie „Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM)“, „Industrielle Gemeinschaftsforschung für Unternehmen (IGF)“, „INNO-KOM“, „go-digital“ und „Digital Jetzt“ sowie das „Innovationsprogramm für Geschäftsmodelle und Pionierlösungen (IGP)“ werden wir weiterentwickeln. Die Innovationsförderung des Bundes soll für soziale und ökologische Innovationen konsequent geöffnet werden. Die Förderprogramme sollen bedarfsgerecht und flexibel ausgestattet und dynamisch fortgeschrieben werden.
Regulatorische Freiheitszonen
Wir werden ein Reallabor- und Freiheitszonengesetz schaffen, das einheitliche und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen für Reallabore bietet und neue Freiräume zur Erprobung von Innovationen ermöglicht. Das Gesetz soll u. a. übergreifende Standards für Reallabore und Experimentierklauseln gesetzlich verankern, die Unternehmen, Forschungsinstituten und Kommunen attraktive Bedingungen bieten und gleichzeitig regulatorisches Lernen fördern. Wir wollen im Rahmen der bestehenden Förderstrukturen auch die Entwicklungsschritte von der Innovation hin zum Markteintritt unterstützen.
Karenzzeit bei Gründungen
Wir entlasten Selbstständige dadurch, dass Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung oberhalb
der Minijobgrenze nur noch strikt einkommensbezogen erhoben werden. Wir werden für alle neuen
Selbstständigen, die keinem obligatorischen Alterssicherungssystem unterliegen, eine Pflicht zur
Altersvorsorge mit Wahlfreiheit einführen. Selbstständige sind in der gesetzlichen Rentenversicherung
versichert, sofern sie nicht im Rahmen eines einfachen und unbürokratischen Opt-Outs ein privates
Vorsorgeprodukt wählen. Dieses muss insolvenz- und pfändungssicher sein und zu einer Absicherung
oberhalb des Grundsicherungsniveaus führen. Bei jeder Gründung gilt jeweils eine Karenzzeit von zwei
Jahren. Die geförderte zusätzliche private Altersvorsorge steht allen Erwerbstätigen offen.
Einfacherer Markteintritt für Startups
Wir werden die Grundlagen schaffen, den Einsatz grauer Energie sowie die Lebenszykluskosten verstärkt betrachten zu können. Dazu führen wir u. a. einen digitalen Gebäuderessourcenpass ein. So wollen wir auch im Gebäudebereich zu einer Kreislaufwirtschaft kommen. Außerdem werden wir eine nationale Holzbau-, Leichtbau- und Rohstoffsicherungsstrategie auflegen. Innovativen Materialien, Technologien und Start-ups wollen wir den Markteintritt und Zulassungen erleichtern.
Online Gründung und Hauptversammlung
Wir erleichtern die Gründung von Gesellschaften, indem wir die Digitalisierung des Gesellschaftsrechts
vorantreiben und Beurkundungen per Videokommunikation auch bei Gründungen mit Sacheinlage
und weiteren Beschlüssen erlauben. Wir ermöglichen dauerhaft Online-Hauptversammlungen und
wahren dabei die Aktionärsrechte uneingeschränkt.
Austausch zwischen Startups fördern
Wir stärken unser Engagement insbesondere für Grundbildung, duale Ausbildung sowie Fort- und Weiterbildungsangebote sowie die entwicklungspolitische Bildungsarbeit der Zivilgesellschaft im Inland. Wir wollen durch digitale Technologien einen chancengleichen und freien Zugang zu Informationen und Teilhabe ermöglichen und diese insbesondere in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Klima- sowie Ressourcenschutz einsetzen. Mit dem Ziel des gegenseitigen Lernens fördern wir den Austausch und Kooperationen zwischen innovativen Akteuren wie Start-ups in Industrie- und Entwicklungsländern.
Zukunftsfond und Börsengänge
Deutschland soll führender Start-Up-Standort in Europa werden. Der Zukunftsfonds wird den
Wagniskapitalmarkt auch für institutionelle Investoren öffnen und die deutsche
Finanzierungslandschaft über eine flexible Modulausgestaltung gezielt ergänzen. Wir werden
Börsengänge und Kapitalerhöhungen sowie Aktien mit unterschiedlichen Stimmrechten (Dual Class
Shares) in Deutschland gerade auch für Wachstumsunternehmen und KMUs erleichtern.