Krankenhäuser sind hochkomplexe Systeme und stellen damit für Startups eine erhebliche Eintstiegshürde in den Health-Sektor dar.
Wieso es sich trotzdem lohnt, mit ihnen zusammenzuarbeiten und wie diese Kooperation aussehen kann, teilt Anette Ströh, Innovationsmanagerin der Charité, im Get Started Interview. Sie erklärt, welche Erfolgsfaktoren für Health-Startups entscheidend sind, wie Startups erfolgreich den Weg in Kliniken finden und welche politischen Rahmenbedingungen es braucht, um digitale Innovationen im Gesundheitswesen voranzubringen.
Ein Erfolgskriterium ist, dass man den Bereich wirklich gut kennt. Es ist essenziell, die eigenen Hausaufgaben in Form von User Research zu machen und die Probleme wirklich zu verstehen. Denn viele Ideen sind gut gemeint, aber gehen am eigentlichen Bedarf vorbei.
Krankenhäuser sind dabei besonders herausfordernd. Sie sind kompliziert, sowohl bei der Abrechnung als auch im Stakeholder-Management. Man muss genau wissen: Wer braucht was? Welche Person ist bereit, dafür zu zahlen? Ist das Problem derjenigen, die es betrifft, groß genug, um eine Investition zu rechtfertigen? Diese Fragen sind oft komplex. Trotzdem lohnt es sich, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen, denn das Gesundheitswesen bietet Startups ein riesiges Tätigkeitsfeld mit enormem Entwicklungspotenzial.
Ein weiterer zentraler Punkt, den man von Anfang an mitdenken sollte, ist das Thema Interoperabilität. Noch mehr isolierte Insellösungen können wir uns nicht leisten – davon haben wir intern leider schon zu viele. Es ist wichtig, direkt auf gute Schnittstellen zu achten.
Das ist tatsächlich ein Problem. In solchen Fällen würde ich unsere zentrale Plattform Match&Connect empfehlen. Die Plattform kann erste Hilfestellungen bieten. Manchmal hilft es aber auch, einfach direkt nachzufragen – Menschen anschreiben, sich austauschen, gezielt nach Erfahrungen und Bedürfnissen erkundigen.
Natürlich ist finanzielle Förderung zentral. Aber es geht nicht nur um Geld. Durch das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) haben wir eine großartige Förderung erhalten. Allerdings muss man bei Digitalisierungsprojekten auch bedenken, dass diese langfristig gehostet, gepflegt und weiterentwickelt werden müssen. Dafür braucht es Menschen, und diese Menschen müssen bezahlt werden. Leider wird dieser Aspekt in der Krankenhausfinanzierung oft nicht mitgedacht. IT-Kosten und der Betrieb von Digitalisierungsprojekten machen einen erheblichen Teil der Arbeit aus und müssen mitfinanziert werden. Wenn das nicht geschieht, scheitern viele Projekte schlichtweg daran, dass sie langfristig zu teuer sind oder die notwendigen Ressourcen fehlen.
Ich würde mir einen Anschluss an die KHZG-Förderung wünschen. Um das Thema Innovation weiter voranzutreiben, bräuchte es aus meiner Sicht – auch wenn es vielleicht banal klingt – ein bisschen Spielgeld. Ein bisschen Freiheit, Dinge auszuprobieren, gemeinsam mit Startups zu entwickeln und weiterzudenken. Oft wird erwartet, dass Startups alles selbst finanzieren, während wir auf unserer Seite keine Mittel haben, um diese Entwicklungen zu unterstützen. Es wäre ideal, wenn wir sagen könnten: "Wir entwickeln das gemeinsam – und dafür stehen auch entsprechende Mittel zur Verfügung." Dazu zählt beispielsweise die Finanzierung von Hardware, die für das Testen und Weiterentwickeln neuer Lösungen erforderlich ist.
Einen klar definierten Standardweg gibt es aktuell nicht. Ich würde dennoch Match&Connect empfehlen. Außerdem gibt es die MedTech-Beratungsplattform der Charité – CEED –, die in vielen Bereichen weiterhilft. Sie unterstützen unter anderem bei der Zusammenarbeit mit Regulatoren, Studien und dem Matching mit Kliniken.
Wer aktiv den Wandel im Gesundheitswesen mitgestalten möchte, ist in unserem Health Network genau richtig. Hier kommen Startups, etablierte Unternehmen und politische Entscheiderinnen und Entscheider zusammen, um Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam die Rahmenbedingungen für digitale Innovationen weiterzuentwickeln. Du hast Fragen zum Health Network? Melde dich bei d.kregler@bitkom.org!