Berlin, 17. Oktober 2023 - Eine knappe Mehrheit (54 Prozent) der Unternehmen in Deutschland hält die Blockchain für eine wichtige Zukunftstechnologie, rund ein Drittel (37 Prozent) zeigt sich dem Thema Blockchain gegenüber interessiert und aufgeschlossen – aber nur 5 Prozent haben Blockchain-Technologie im Einsatz. Weitere 7 Prozent sind in einer Implementierungs- oder Test-Phase, 9 Prozent sind in der Analyse- und Informationsphase und 10 Prozent diskutieren den Einsatz. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter 653 Unternehmen ab 50 Beschäftigten im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Vor zwei Jahren lag der Anteil der Unternehmen, die die Blockchain eingesetzt haben, erst bei 1 Prozent. Damals gaben zudem 87 Prozent an, sich mit dem Thema noch überhaupt nicht beschäftigt zu haben, aktuell sind es mit 54 Prozent deutlich weniger. „Die Blockchain kann Prozesse sicherer und transparenter machen, zugleich eröffnet sie Chancen für neue Produkte und neue Geschäftsmodelle in den unterschiedlichsten Branchen“, sagt Benedikt Faupel, Bereichsleiter Blockchain beim Bitkom. „Wir sehen in der Wirtschaft keinen Blockchain-Boom, sondern ein langsames Herantasten und ein kontinuierliches Wachstum beim Einsatz.“
Nur 2 Prozent aller Unternehmen sehen sich beim Thema Blockchain an der Spitze, weitere 9 Prozent unter den Vorreitern. Aber etwas mehr als die Hälfte (56 Prozent) hält sich für Nachzügler, rund ein Viertel (26 Prozent) sieht sich bereits abgeschlagen. Unter den Unternehmen, die Blockchain bereits nutzen, den Einsatz planen oder zumindest diskutieren, sehen sich 7 Prozent an der Spitze, 28 Prozent unter den Vorreitern, 48 Prozent unter den Nachzüglern und 11 Prozent abgeschlagen.
Das größte Potenzial sehen die Unternehmen, die bereits Blockchain nutzen, den Einsatz planen oder darüber diskutieren, bei der Nachvollziehbarkeit der Aktivitäten aller Partner einer Wertschöpfungskette – 63 Prozent sehen darin sehr großes Potenzial. Dahinter folgt die Blockchain als sicheres System zur Ausstellung von Zertifikaten bzw. Beglaubigungen (58 Prozent), als Transaktionssystem für das Internet of Things (48 Prozent), als interoperable Schnittstelle zum Datenaustausch (45 Prozent), zur Verbriefung von realen Gütern und Finanztiteln (44 Prozent) sowie ganz allgemein zur Abwicklung von Geschäften auf vermittlerfreien digitalen Marktplätzen (42 Prozent). Weiterhin sehr großes Potenzial wird der Blockchain zugesprochen für das Identity-Management von Personen, Maschinen und Sensoren und für das Einsammeln von Finanzmitteln (39 Prozent) sowie für ein Datenqualitätsmanagement (36 Prozent). „Die Blockchain hat Potenzial für die unterschiedlichsten Einsatzzwecke. Gerade wenn es um Transparenz und Nachvollziehbarkeit geht und unterschiedliche Partner ins Spiel kommen, kann die Blockchain einen wichtigen Beitrag leisten“, so Faupel.
Die Unternehmen, die bereits Blockchain nutzen, dies planen oder darüber diskutieren, haben große Erwartungen in die Technologie. 95 Prozent sagen, dass sie mit Hilfe der Technologie bestehende Produkte und Dienstleistungen anpassen können. 85 Prozent glauben, dass sie damit neue Produkte und Dienstleistungen anbieten können und rund zwei Drittel (68 Prozent) wollen so sogar neue Geschäftsmodelle entwickeln. 80 Prozent erwarten, mit der Blockchain Transaktionskosten reduzieren zu können.
Fragt man alle Unternehmen nach den größten Hürden für den Blockchain-Einsatz, so werden fehlendes qualifiziertes Personal (84 Prozent) und fehlendes technisches Know-how (82 Prozent) am häufigsten genannt. Dahinter folgen rechtliche Unsicherheiten (76 Prozent), Anforderungen an den Datenschutz (72 Prozent) bzw. an die IT-Sicherheit (70 Prozent). Allerdings spielen auch Zweifel an der Technologie eine Rolle. Zwei Drittel fehlt es an belastbaren Use Cases (67 Prozent), ähnlich viele halten die Technologie noch nicht für ausgereift (64 Prozent). 61 Prozent beklagen eine fehlende Standardisierung von Blockchain-Anwendungen (61 Prozent), 53 Prozent eine fehlende Skalierbarkeit und Performance. Rund ein Viertel fehlt es zudem an Zeit (29 Prozent) oder an Unterstützung durch die Geschäftsführung (27 Prozent). Nur 6 Prozent halten andere Technologien für überlegen.
Beim Thema Blockchain und Nachhaltigkeit gehen die Meinungen auseinander. Zwei Drittel (64 Prozent) meinen, dass mit Hilfe der Blockchain Unternehmen den CO2-Fußabdruck in Lieferketten transparent machen können. Die Hälfte (51 Prozent) erwartet, dass mit der Blockchain der CO2-Zertifikatshandel verbessert werden kann und so ein Beitrag für mehr Nachhaltigkeit geleistet wird. Ebenfalls 51 Prozent sagen aber auch: Die Blockchain-Technologie verbraucht zu viel Energie. „Der Energiebedarf der Technologie hängt stark von der verwendeten Blockchain ab – und hier wurden in den letzten Jahren große Verbesserungen erreicht. Zugleich kann die Blockchain gerade beim Thema Nachhaltigkeit durch Transparenz und Nachvollziehbarkeit einen wichtigen Beitrag leisten“, sagt Faupel.
Die Unternehmen wünschen sich in der Breite mehr Einsatz von der Politik für die Blockchain. 70 Prozent wollen ein Update der Blockchain-Strategie der Bundesregierung, ebenso viele möchten, dass Behörden Vorreiter beim Blockchain-Einsatz werden. 57 Prozent plädieren für eine stärkere Förderung der Aus- und Weiterbildung von Blockchain-Expertinnen und -Experten. Zugleich glauben 83 Prozent, dass deutsche Politiker die Bedeutung der Blockchain-Technologie noch nicht erkannt haben.
Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverband Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 653 Unternehmen ab 50 Beschäftigen in Deutschland telefonisch befragt. Die Befragung fand im Zeitraum von KW 22 bis KW 28 2023 statt. Die Umfrage ist repräsentativ.