

Wir können viele Nachhaltigkeits- und Klimaziele mithilfe digitaler Technologien erreichen: Zum Beispiel können sie fast die Hälfte dazu beitragen, dass Deutschland die selbstgesteckten Klimaziele im Jahr 2030 erfüllt. Allein in den Bereichen „Fertigung“, „Mobilität“, „Gebäude“ sowie „Arbeit und Business“ kann der CO2-Ausstoß in Deutschland durch den gezielten und beschleunigten Einsatz digitaler Lösungen im Jahr 2030 um 120 Megatonnen reduziert werden. Eine beschleunigte Digitalisierung zahlt nicht nur auf den Umwelt- und Klimaschutz ein, sie verbessert auch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Digitalisierung kann Wirtschaftswachstum mit Umwelt- und Klimaschutz versöhnen. Wir brauchen jetzt eine gezielte und mutige Flankierung durch die Politik und ein konsequentes Handeln der Entscheidungsträger an der Spitze der Unternehmen.
Der CO2-Fußabdruck der digitalen Infrastruktur ist zwar verhältnismäßig gering, aber trotzdem vorhanden: Beschleunigen wir die Digitalisierung, liegt er in Deutschland im Jahr 2030 bei 22 Megatonnen CO2-Äquivalenten. Damit ist das CO2-Einsparpotenzial fünfmal höher als der CO2-Fußabdruck. Um dieses Potenzial voll auszuschöpfen, braucht es eine klare politische Agenda.
Wir brauchen ein Programm des Bundes, das digitale Technologien, die für mehr Nachhaltigkeit sorgen, gezielt fördert. Dieses Programm soll Unternehmen mit Beratungsangeboten und finanziellen Anreizen etwa zur energetischen Gebäudesanierung oder zur nachhaltigen digitalen Transformation unterstützen. Ziel muss es sein, digitale Technologien, die klare Vorteile für Klima und Umwelt gegenüber analogen Verfahren mit sich bringten zügig in die Fläche zu bekommen. Als Beispiel dient das KMU-Förderprogramm „Digital Jetzt“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Der Ansturm auf das Programm war so groß, dass die Server überlastet waren und mehr Geld beantragt wurde als zur Verfügung stand. Hier braucht es dringend zusätzliche Mittel, damit eine wirkliche Breitenwirkung entfaltet werden kann.
Umwelt- und Klimaschutz dürfen nicht an mangelnden Kompetenzen oder Kapazitäten scheitern. Die zahlreichen Initiativen zur kostenlosen Aufklärung, Beratung und Unterstützung des Mittelstandes sollten gebündelt und gestärkt werden. Praxiserprobte Maßnahmen sollten zentral z.B. in einer digitalen Open Source-Toolbox zur Verfügung gestellt werden, um die Hürden zur Umsetzung von Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen weiter zu reduzieren. Ein ähnliches Projekt für Smart Cities wird bereits vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unter dem Titel „Smartilience“ gefördert.
Mit einem Homeoffice-Bonus sollen mobil arbeitende Erwerbstätige steuerlich entlastet werden. Wer regelmäßig zu Hause arbeitet, hilft dabei, Staus zu vermeiden und die Umwelt zu schonen. Daher sollten Arbeitnehmer im Homeoffice nicht gegenüber Berufspendlern steuerlich benachteiligt werden. Arbeitnehmer, die jetzt in der Krise aus beruflichen Gründen in ihre Heim-IT investieren, sollten zudem einen einmaligen Steuerbonus erhalten.
Der Bund sollte ein Programm für einen nachhaltigen digitalen Alltag auflegen, von dem alle Menschen profitieren können: zum Beispiel mit Smart-Home-Anwendungen zur intelligenten Heizungs-, Licht- und Gerätesteuerung, die neben CO2 auch Geld sparen. Im Bereich der energetischen Gebäudesanierung werden schon heute Beratungsangebote gefördert und deren Umsetzung im Anschluss mit finanziellen Anreizen unterstützt. Das Programm muss einfach sein, zum Beispiel mit einem digitalen Gutschein-System.
Damit deutsche Rechenzentren wettbewerbsfähig bleiben, sollten EU-weit einheitliche Regeln angestrebt werden. Um Transparenz zu schaffen, sollte ein europaweit einheitliches Energielabel auf Basis bestehender Normen entwickelt werden, in dessen Erarbeitung die Wirtschaft einbezogen wird. Beim Thema Abwärmenutzung können wir von anderen EU-Ländern lernen: Deutschland sollte sich für bessere Rahmenbedingungen zur Nutzung von Abwärme aus Rechenzentren einsetzen, um sie attraktiver als fossile Primärenergie zu machen. Für die Aufrüstung älterer Rechenzentren braucht es ein bundesweites Förderprogramm, das den Einsatz energieeffizienterer Technologien unterstützt.