Dirk Riehle ist Professor für Open Source-Software / Angewandte Softwaretechnik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Am 05. Juli 2016 berichtet er im Rahmen des Bitkom Open Source-Forums über Open Source-Anwendervereinigungen am Beispiel von OpenKonsequenz (OpenK).
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Der Inhalt dieser Seite spiegelt die persönliche Meinung des Autors wider und muss nicht mit der offiziellen Bitkom-Meinung übereinstimmen.
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Open-Source-Software ist zu einem wichtigen Bestandteil von Softwareprodukten geworden. Es gibt praktisch keine Software mehr, die nicht auch auf Open Source aufbaut.
Unternehmen, welche Open-Source-Software in ihren Produkten verwenden, machen sich meist Sorgen um die rechtlichen Konsequenzen, welche Open-Source-Lizenzen mit sich bringen. Entsprechend haben Unternehmen Open-Source-Governance und -Compliance Prozesse aufgesetzt, um diese Herausforderungen in den Griff zu bekommen. Am 02. Juni 2016 werde ich für den ASQF in Berlin eine Einführung in gute Open-Source-Governance geben.
Open Source hat aber noch eine weitere wichtige Innovation neben Lizenzen gezeitigt: Die Open-Source-Zusammenarbeit. Hierbei handelt es sich um eine Prozessinnovation, oder vielmehr eine Menge von Prinzipien der Zusammenarbeit und nicht um eine rechtliche Innovation. Wir nennen diese die Prinzipien der offenen Zusammenarbeit ("open collaboration") und es sind die Prinzipien egalitärer Arbeit (jeder darf teilhaben), meritokratischer Arbeit (Entscheidungen basieren auf den Meriten der Argumente) und selbst-organisierender Arbeit (Prozess werden an Personen angepasst und nicht umgekehrt). Diesen Prinzipien folgend schaffen es Unternehmen wie Oracle, SAP und IBM, in Open-Source-Vereinigungen zusammenzuarbeiten, während sie andernorts im Wettbewerb stehen.
Open-Source-Zusammenarbeit, die zu ökonomisch wichtigen Softwarekomponenten geführt hat, wird zumeist organisatorisch durch Open-Source-Vereinigungen wie die Eclipse Foundation oder die Linux Foundation abgesichert. Es gibt derer viele. Manche sind groß und steuern ganze Industrieplattformen, z.B. die Apache Software Foundation, und manche existieren nur zur Unterstützung eines einzigen Produkts, z.B. die Wordpress Foundation oder die Drupal Foundation. All den eben erwähnten Vereinigungen ist gemein, dass sie von Entwicklern resp. Softwareunternehmen getragen werden. Motiviert wurden sie meist durch einen übermächtigen Wettbewerber, gegen den man sich zusammenschloss (Linux vs. Windows, OpenStack vs. AWS). Inzwischen aber sind die Unternehmen dabei die Basis der nächsten Generation von Software gemeinschaftlich zu entwickeln.
Wichtiger noch als Entwicklervereinigungen könnten Anwendervereinigungen werden. Eine Software (IT) Anwendervereinigung ist ein Zusammenschluss von IT-Anwenderunternehmen, welche die Entwicklung von Open-Source-Software nach ihren Maßgaben gemeinschaftlich in Auftrag geben und managen. Motiviert sind solche Anwendervereinigungen häufig durch zu hohe Lizenzkosten etablierter Closed-Source-Anbieter sowie dem zwangsläufigen Innovationsstau, der sich bei den meisten Closed-Source-Softwarepaketen ergibt, wenn es nur ein Unternehmen gibt, welches benötigte Anpassungen ausführen kann.Im Rahmen meiner Professur und des OpenBIT e.V. unterstütze ich solche Anwendervereinigungen.
Auf dem Bitkom Open Source-Forum am 05. Juli 2016 werde ich über Open-Source-Anwendervereinigungen am Beispiel OpenKonsequenz (OpenK) berichten.
OpenK ist ein Zusammenschluss von Unternehmen der Energiebranche, die gemeinschaftlich die Entwicklung von Open-Source-Software für das Smart Grid beauftragen und managen. Im OpenK-Konsortium sind sowohl Energieunternehmen wie auch Softwareunternehmen einträchtig miteinander versammelt. Gäbe es Open Source als Zusammenarbeitsprozess nicht, hätten wir nicht gewusst, wie dies geschehen kann.