Bitkom zur Startup-Strategie der Bundesregierung
Das Bundeskabinett hat eine umfassende Startup-Strategie beschlossen. Die Startup-Strategie bündelt wichtige Maßnahmen, mit denen wir deutsche Startups international auf Augenhöhe bringen können. Jetzt müssen bei der Startup-Förderung alle Ministerien an einem Strang ziehen und die Umsetzung der Maßnahmen schnell beginnen. Mehr Infos in unserer Pressemitteilung.
Unser Positionspapier "Startup-Strategie - Den Schritt in die Zukunft wagen." betrachtet die Startup-Strategie in ihrer Gänze und formuliert Empfehlungen und Zielbilder für die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen.
Im Gegensatz zur Gründungsfinanzierung liegt Deutschland bei der Wachstumsfinanzierung nach wie vor zurück. 72 % der Startups finden, dass es in Deutschland zu wenig Wagniskapital gibt. Um die Finanzierungsmöglichkeiten für Startups zu verbessern, muss der Zukunftsfonds aufgrund seiner großen Hebelwirkung finanziell weiterentwickelt werden. Der Fokus sollte noch stärker auf der Erschließung neuer Investorengruppen wie institutioneller Investoren und dem Zugang zu Wagniskapital für entwicklungsintensive Hightech-Startups liegen. Ein erster wichtiger Schritt dafür wurde mit dem Wachstumsfonds getan, der u. a. mit Kapital großer deutscher Versicherer ausgestattet ist.
Daten werden nicht umsonst auch „Gold des digitalen Zeitalters“ genannt. Wer keine Daten hat, kann heutzutage nicht innovativ sein. Dies gilt insbesondere für Startups im Digitalbereich, die etwa mit Künstlicher Intelligenz arbeiten. Doch im Gegensatz zu etablierten Unternehmen, die durch ihre große Nutzerzahl und kostenpflichtige Lizenzen einen starken Zugang haben, sind bei Startups die Möglichkeiten limitiert. Wenn der Zugang zu Daten des öffentlichen Sektors deutlich vereinfacht wird, profitieren insbesondere Startups davon. Um eine echte Wirkung zu erzielen, sollte:
Ausgründungen aus Wissenschaft und Forschung können einen echten Innovationsschub leisten. Hochschulen müssen daher Mittel des Bundes zur Schaffung einer Gründungsinfrastruktur bereitgestellt werden. Neben einer flächendeckenden Beratung in den Bereichen Finanzierung, Strategie und Wissenstransfer, muss eine technische und räumliche Infrastruktur für Gründerinnen und Gründer verpflichtend angeboten werden. Die Einführung eines fachübergreifenden Moduls »Entrepreneurship« an Hochschulen hilft, Unternehmertum als validen Karriereweg zu etablieren. Damit mehr Innovationen deutscher Spitzenforschung den Weg zur Marktreife finden, sollte für alle Transferstellen die Verpflichtung gelten, von Beginn an transparente Lizenzverträge anzubieten.
Gerade einmal 16 % aller Startups werden von Frauen gegründet. Um die Anzahl von Gründerinnen zu erhöhen, sollte der Staat als Vorbild vorangehen und Investmentteams öffentlicher Fonds sowie Entscheidungsgremien für Startup-Förderungen paritätisch besetzen. Unter dem Schirm des Zukunftsfonds sollte ein Gründerinnen-Stipendium geschaffen werden. Zusätzlich muss dem Thema durch öffentliche Kampagnen und Role Models mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Um das Know-how für Unternehmensgründungen weiter zu stärken, sollten die Weichen dafür früh gestellt werden: Unternehmensgründung und digitale Kenntnisse wie etwa Coding müssen strukturiert Einzug in die Lehrpläne der Schulen finden.
Der Anteil der Gründerinnen und Gründer mit Migrationsgeschichte nähert sich dem Durchschnitt in der arbeitenden Bevölkerung immer weiter an. Doch bei der Finanzierung sieht es ganz anders aus. Gründerinnen und Gründer mit Migrationshintergrund erhalten im Schnitt deutlich weniger Finanzmittel. Dies hat direkte Auswirkungen auf Wachstum und Größe der Startups. Um diesem Ungleichgewicht entgegenzusteuern, sollte analog zum Gründerinnen-Stipendium unter dem Dach des Zukunftsfonds ein Förderprogramm für Gründerinnen und Gründer mit Migrationsgeschichte entwickelt werden.
Durch eine stärkere Berücksichtigung vielversprechender Startups bei der Vergabe öffentlicher Aufträge profitieren Staat und Wirtschaft von deren Innovationsfreude und Reaktionsfähigkeit. Mit ihren Ideen können Startups neben der Digitalisierung der Verwaltung auch Jahrhundertprojekte wie die Verkehrs- und Energiewende voranbringen. Startups wiederum brauchen zahlende Kunden, um sich am Markt zu etablieren. Trotz dieser Win-Win-Situation bemühen sich 69 % der Startups nicht um öffentliche Aufträge, da sie Ausschreibungen als zu komplex wahrnehmen. Um dies zu überwinden, müssen bestehende innovative Vergabekriterien und -verfahren vermehrt angewendet werden. Für Beschaffende müssen verpflichtende Schulungsangebote zu eben diesen Instrumenten geschaffen werden. Die Anforderungen bei der Vergabe öffentlicher Aufträge müssen weg von einer vollständigen Risikoeliminierung und hin zu einem angemessenen Risikomanagement. Projekte sollten dabei möglichst ansatzoffen ausgeschrieben werden.
Besonders der Mittelstand hängt bei der Digitalisierung noch weiter hinterher. Innovative Startups sind hierbei ein wichtiger Hebel, um kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bei der digitalen Transformation zu unterstützen. Damit der Mittelstand in Deutschland mit seinen zahlreichen Hidden-Champions auch noch in Zukunft zur Weltspitze gehört, sollten KMU-Förderprogramme für die digitale Transformation entwickelt werden. Hiervon profitieren KMU, aber auch Startups, da sie sich durch die Aufträge auf dem Markt etablieren können.
Damit Startups zu Scaleups werden, benötigen sie einen niederschwelligen Zugang zu hinreichend großen Märkten. Hier sind Unternehmen aus China oder den USA bislang im Vorteil. Zur Förderung vielversprechender, innovativer Startups führt daher kein Weg am europäischen Digitalen Binnenmarkt vorbei. Bedingungen für Investoren sollten EU-weit vereinheitlicht werden. Dazu braucht es eine EU-weite Startup-Definition und steuerrechtliche Vergünstigungen. Langfristig sollten Steuerrecht und Gründungsvoraussetzungen EU-weit angeglichen und eine »EU-GmbH« etabliert werden.
Mit dem Zukunftsfinanzierungsgesetz wurden die Möglichkeiten für die Mitarbeiterbeteiligung für Startups in den meisten Kernpunkten deutlich verbessert:
68 % der Gründerinnen und Gründer können keine geeigneten Bewerberinnen und Bewerber für ihre Stellen finden. Aufgrund des demographischen Wandels, der steigenden Nachfrage nach Expertise im IT-Bereich und der größer werdenden Konkurrenz mit etablierten Unternehmen wird sich die Situation für Startups weiter verschärfen. Gleichzeitig sind Startups bei der Entwicklung innovativer Produkte auf die Expertise von IT-Fachkräften angewiesen. Um diesen Trend entgegenzuwirken, gilt es, bei folgenden Punkten nachzubessern: