Q & A Digital Supply Chain

Q & A Digital Supply Chain

In unserem Q & A beantworten wir die wichtigsten Fragen zur Digital Supply Chain.

1. Was ist eigentlich eine Digital Supply Chain?

Immer häufiger geistert das Wort Digital Supply Chain durch die Medien. Dabei ist der Begriff alles andere als neu oder gar Zukunftsutopie.
Digital Supply Chain lässt sich frei als digitale Lieferkette übersetzen. Das bedeutet, dass alle Schritte im Logistikprozess automatisiert und digitalisiert stattfinden. Wenn ein Produkt gefertigt und an den Spediteur am Werktor übergeben wird, beginnt eine Reise über viele Stationen und oft Länder hinweg zum Endkunden. Das Besondere dabei ist, dass viele Logistikunternehmen ihre internen Betriebsabläufe schon digital gestalten, allerdings wenig Ganzheitlichkeit im Gesamtprozess herrscht. Zum Beispiel sind die Übergabepunkte und Schnittstellen zwischen Unternehmen nicht digitalisiert, sodass eine Datenweitergabe erschwert wird. Wer das Ziel hat, eine Digital Supply Chain aufzubauen, will also ganzheitlich jeden Prozessschritt in der gesamten Lieferkette digitalisieren, transparenter machen und miteinander verknüpfen.

2. Warum ist eine Digital Supply Chain gewollt und wichtig?

An einer Digital Supply Chain hat erstmal jeder Interesse, der irgendwie am Logistikprozess beteiligt ist:
Endkundinnen und –kunden können im Idealfall jederzeit sehen, wo sich ihre Lieferung gerade befindet und wer daran beteiligt ist. Dabei haben sie Einsicht in mögliche Probleme beim Versand und werden in Echtzeit und transparent über Verzögerungen informiert. Logistikunternehmen hingegen haben Planungssicherheit und können ihre Prozesse über schnellere und effizientere Datenübertragungen optimieren. Mit mehr Daten können auch Schwachstellen oder ineffiziente Prozesse in der Logistik aufgedeckt werden. Auch die Politik und Behörden von digitalisierten Abläufen. Sie können transparent die regulativ-relevanten Daten zu einem Versand digital erhalten. Gerade Logistiker müssen heute noch Papiere händisch bei staatlichen Institutionen einreichen, was die Lieferkette verzögert. Das würde wegfallen. Zuletzt haben wir alle etwas von einer Digital Supply Chain: Denn ein papierloser und emissionsärmerer Versand trägt einen wichtigen Teil zum Klimaschutz bei.

3. Welche Schwierigkeiten bestehen bei der Digitalisierung der Lieferkette?

Bisher herrschte in der Logistik vielfach noch ein Silodenken. Unternehmen fokussierten sich oftmals auf ihre internen Abläufe und kümmerten sich weniger um die Ganzheitlichkeit der Lieferkette. Das ändert sich aktuell und die Bereitschaft, Kooperationen einzugehen, nimmt rasant zu. Dabei tauchen aber andere Probleme auf: Welche Daten können und wollen Unternehmen miteinander teilen? Wie weit gewährt man externen Playern wie Behörden Einblick in interne Abläufe? Diese Fragen müssen in Zukunft mindestens noch geklärt werden. Aber auch Fragen zur Qualität und Sicherheit der Daten sind noch zu beantworten. Einige Dokumente liegen noch nicht rein digital vor oder werden von Behörden nicht in digitaler Form akzeptiert. Gerade Behörden sind noch nicht für digitale Abläufe vorbereitet. Ein großes Problem ist außerdem, dass international verschiedene Standards in der Logistik gelten. Ohne einheitliche Regelungen und Standards gibt es einen hohen Koordinierungsaufwand um alle Informationen sinnvoll zu clustern und lesbar bereit zu stellen. Zuletzt gibt es ganz praktische Probleme. Wenn eine Sendung auf hoher See von Europa nach Amerika unterwegs ist, besteht oftmals kein Empfang und es können keine Daten generiert werden. Die Vernetzung aller Transportwege steht somit ganz praktisch am Anfang der Digital Supply Chain.

4. Was hat der Bitkom Arbeitskreis genau getan?

Der Vorteil des Arbeitskreises E-Logistics & Digital Supply Chain ist, dass sich nicht nur Logistikunternehmen untereinander, sondern gemeinsam  mit der IT-Industrie und Beratungsunternehmen austauschen. So haben wir Expertengruppen gebildet, die eine ganzheitliche und vollständig digitalisierte Lieferkette aus ihrer Sicht anhand eines konkreten Versands vorbereiten konnten. Logistiker haben Einblicke in ihre Abläufe gewährt und die angefallenen Daten mit der Gruppe geteilt. Die Technologiegruppe im Gegenzug stellte die gemeinsame Schnittstelle zur Verfügung und sorgte für die Kuratierung und Auswertung der angefallenen Daten. Um unsere Prozesse zu strukturieren und die Lieferkette vorherzusagen organisierte und plante die Beratungsgruppe den Transportprozess. Nach dem Versand haben wir ein Fazit gezogen und unsere Kernfrage beantwortet: Wie digital kann eine Lieferkette schon sein? Das Positive: Wir stehen in vielen Bereichen schon gut, bzw. digital da, es lagen weitestgehend digitale Frachtpapiere und –dokumente vor. Dennoch konnten wir einiges an Digitalisierungspotenzial erkennen, um eine Digital Supply Chain noch effizienter zu gestalten.

5. Welche digitalen Technologien kommen schon zum Einsatz oder sollten bald zum Einsatz kommen, um Logistikprozesse zu digitalisieren?
  • Tracking und Tracing Systeme: Wir haben in unserem Experiment an der Versandware so genannte Tracker befestigt. Diese senden permanent Informationen an die vorher angeschlossenen digitalen Schnittstellen, wie z.B. die Position oder auch Temperatur im Container, was gerade bei verderblichen Lebensmitteln wichtig sein kann.
     
  • Plattformen: Eine digitale Supply Chain ermöglicht es, die hier generierten Daten und Informationen in einer zentralen Schnittstelle, beispielsweise in Form einer Web-Plattform, zu sammeln und den jeweiligen Beteiligten an der Supply Chain zur Verfügung zu stellen. Diese zentrale Schnittstelle schafft einen schnelleren Datenaustausch zwischen den einzelnen Stakeholdern und maximale Echtzeit-Transparenz im Versandprozess. Alle Beteiligten haben via IT-Schnittstelle die Möglichkeit, jederzeit Daten in die zentrale Plattform sowohl einzuspielen als auch einzusehen.
     
  • Datenaustausch auf Basis der Blockchain-Technologie: Ein vielversprechender Ansatz, um Logistikprozesse mithilfe der Blockchain-Technologie zu optimieren, besteht darin, die Zugänge zu Dokumenten in geschützten Datensilos zu autorisieren. Damit können bereits digitalisierte Logistikdokumente von einzelnen Partnern zeitnah verfügbar gemacht werden. Das beste dabei ist, das nur die Person die Daten erhält, die dafür autorisiert ist, während die Daten sicher vor externen Angriffen sind.
     
  • Künstliche Intelligenz: Der Einsatz neuer Technologien ermöglicht es, immer mehr Daten zu erfassen, die anschließend aufbereitet, analysiert und weiterverarbeitet werden können. Sowohl zur Erfassung solcher Daten, vor allem aber auch zur Aufbereitung und Analyse, bietet künstliche Intelligenz unerlässliche Werkzeuge zur Verarbeitung. Entsprechende Methoden können z.B. ungewöhnliche oder unerwünschte Zustände identifizieren und damit die Lieferkette von Unternehmen permanent proaktiv analysieren.