„Wir schaffen das“. Mit diesen Worten begegnete Angela Merkel der Flüchtlingssituation in Deutschland immer wieder, zuletzt in ihrer Neujahrsansprache an Silvester 2015. Die IT-Industrie kann dabei helfen, die Verwaltung auf Bundes- und Kommunalebene zu stärken um die Worte der Bundeskanzlerin umzusetzen. Ein wichtiger Schlüssel: ein enges Netzwerk von Verwaltung und Hilfeleistern aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft.
Eine große Hürde bei der Registrierung, Unterbringung, Versorgung und Integration von geflüchteten Menschen ist die Kommunikation zwischen Hilfeanbietern und Bedarfsträgern. Zahlreiche Wirtschaftsunternehmen und gemeinnützige Institutionen engagieren sich zurzeit ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe. Sie bieten kostenlose Softwarelösungen, Apps, Plattformen zur Koordination von Ehrenamtlichen sowie weitere Produkte und Dienstleistungen an. Jedoch besteht die Schwierigkeit Angebot und Bedarf zusammenzuführen und Doppelarbeiten zu vermeiden. Für die öffentliche Verwaltung und die zahlreichen gemeinnützigen Organisationen ist nicht transparent, welche Angebote gerade existieren.
Transparenz der vorhandenen Angebote und Bedarfe in der Flüchtlingshilfe
Die AG Innovativer Staat der D21 initiierte im September 2015 eine Online-Plattform, die IT-Angebote sammelt, systematisiert und transparent macht. Die daraus entstandene D21 Flüchtlingshilfe-Unterstützungs-Plattform dient als Schnittstelle bei der Kommunikation von Behörden, gemeinnützigen Organisationen und IT-Unternehmen. Ein gemeinsames Projektteam, bestehend aus Vertretern der Mitgliedsunternehmen der der AG Innovativer Staat Capgemini, CSC Deutschland und Microsoft, haben die Plattform umgesetzt. In der Projektphase wurde deutlich, welche kommunikativen Hürden im Bereich der Flüchtlingshilfe bei IT-Unternehmen und Behörden auftreten: Vergleichbare IT-Hilfeleistungen werden vermehrt angeboten und erreichen teilweise weder Flüchtlinge noch Behörden ausreichend. Gleichzeitig fällt es der Verwaltung in dieser herausfordernden Zeit schwer, zusätzlich zu den Alltagsarbeiten, herauszufinden welche IT-Hilfeleistung welches Problem tatsächlich lösen kann. Zusätzlich muss damit gerechnet werden, dass für eine Einführung einer IT-Hilfeleistung auch Schulungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern notwendig werden können. Es zeigt sich, dass lediglich einfach bedienbare und schnell umsetzbare Lösungen angewandt werden, angebotene IT-Hilfeleistungen erreichen teilweise nicht die Behörden.
Ein neutraler Moderator für Transparenz in der Flüchtlingshilfe
Um simple Lösungen anzubieten, braucht es einen konstruktiven und fokussierten Austausch zwischen Anbietern, Bedarfsträgern und der Zivilgesellschaft. Hierfür stellt sich die Initiative D21 als neutraler Moderator auf. Zusätzlich zur Plattform bietet sie regelmäßige Community-Treffen und Webkonferenzen an. Diese dienen zum Austausch zwischen IT-Unternehmen, gemeinnützigen Initiativen und Behörden und sollen konkrete Herausforderungen sichtbar machen. Nicht nur Mitglieder der Arbeitsgruppe Innovativer Staat der Initiative D21, sondern alle interessierten Akteure der Flüchtlingshilfe sind herzlich eingeladen sich einzubringen.
Chancen für die Verwaltung
„Wir werden durch Flüchtlinge modernisiert“, erkannte Dr. Christoph Andersen, Leiter des Fachbereiches Steuerung und Innovation der Stadt Potsdam, bei einem der Community-Treffen. Als eine der ersten Behörden hat Potsdam das Videodolmetschen eingeführt und dafür gesorgt, dass Bearbeitungsprozesse flexibler gestaltet werden können und Sprachbarrieren überbrückt werden. Eine Steigerung von Flexibilität und Produktivität muss gewährleistet werden. Denn im Jahr 2016 wird die Flüchtlingshilfe weiterhin aufwändiger und kleinteiliger werden. Neben Registrierung, Versorgung und Unterbringung wird Integration die große Aufgabe sein – ein interdisziplinärer Austausch zwischen allen beteiligten Akteuren muss die Basis in der Bewältigung der Flüchtlingsfrage sein.