Bildung_Lernen

Digitales Homeschooling im internationalen Vergleich

Dänemark

Digitale Bildung war in Dänemark bereits vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie breitflächig etabliert. Die internationale Studie ICILS (International Computer and Information Study) gab an, dass 91% der Schüler in Dänemark täglich digitale Medien im Unterricht nutzen, während in Deutschland lediglich 4 % eine tägliche Mediennutzung im Schulalltag angaben. Darüber hinaus hat fast jede Schule in Dänemark eine Lernplattform, auf die Schüler und Lehrer Zugriff haben. In Deutschland gaben gerade einmal 17% an, sich über eine digitale Lernplattform auszutauschen.

Diese Tatsache spiegelt sich nun auch in der aktuellen Krise wider. Seit 16. März findet an dänischen Schulen kein Unterricht mehr statt. Da die dänischen Schulen flächendeckend auf digitalen Unterricht eingestellt sind, werden die Kommunen vom Bildungsministerium verpflichtet in einem möglichen Umfang Fernunterricht durchzuführen. Darüber hinaus hat sich die Regierung aktiv dafür eingesetzt, dass Verlage kostenlose Lizenzen für ihre Online-Angebote vergeben haben.

Estland

Das baltische Land gehört zu den führenden Bildungsnationen. In der PISA-Studie 2018 stand Estland auf Platz 1 der europäischen Staaten in Bezug auf die Lesekompetenz sowie Mathematik- und Naturwissenschaftskenntnisse seiner Schüler. Auch in Sachen digitaler Bildung ist das Land Vorreiter. Bereits 1999 waren alle estnischen Schulen ans Internet angeschlossen. Multimedialer Unterricht gehört zum normalen Alltag für estnische Schüler.

In der momentanen Situation ist das Land so gut auf digitalen Unterricht vorbereitet, dass das estnische Bildungsministerium nicht die Schulschließungen in seiner Pressemitteilung in den Fokus rückt, sondern lediglich ankündigt „Schools will be moved to distance learning“. Der estnische Bildungssektor verfügt über vielfältige digitale Bildungsressourcen, die das Bildungsministerium nun auch für andere Länder, die von Schulschließungen betroffen sind, zur Verfügung stellt.

Frankreich

Auch in Frankreich gibt es immer noch Nachholbedarf in Bezug auf digitale Bildung. Nichtsdestotrotz sind auch die Schulen unseres Nachbarlands im Westen bereits fortgeschrittener als in Deutschland. Während in Deutschland laut ICILS gerade einmal 26,2 % der Schulen über WLAN verfügen, sind es in Frankreich immerhin 37,4 %. In 2018 wurde darüber hinaus ein gesetzliches Verbot von Handys an Schulen für Schüler bis 15 Jahre beschlossen.

Trotz des moderaten Umgangs mit digitalen Medien an französischen Schulen hat die französische Regierung in der Krise schnell gehandelt. Das Bildungsministerium stellt virtuelle Klassenzimmer über die staatliche Webschule CNED (Centre national de l’Enseignement à distance) zu Verfügung. Die Webschule beinhaltet ein Unterrichtsprogramm von der Vorschule bis zum Abitur und eröffnet die Möglichkeit virtuelle Klassenräume einzurichten.

Italien

In der ICILS schneidet Italien in Bezug auf Computer- und informationsbezogene Kompetenzen von Schülern im europäischen Vergleich am schlechtesten ab. Die digitale Bildung ist immer noch sehr abhängig von einzelnen Schulen und Regionen. Nur jede fünfte Schule hat einen schnellen Internetanschluss. Allgemein sind die Regionen im Norden Italiens weiter fortgeschritten in der Digitalisierung ihrer Schulen.

Je nach Region findet in Italien bereits  seit Ende Februar kein Unterricht mehr statt, im ganzen Land seit dem 4. März. Das italienische Ministerium für Schule, Universität und Forschung hat auf seiner Webseite eine Übersicht mit Angeboten und Lösungen für Fernunterricht bereitgestellt. Der Server der digitalen Plattform WeSchool verzeichnete in den ersten Stunden nach der landesweiten Schulschließung 2,2 Millionen Anfragen.

Kroatien

Im Digital Economy and Society Index (DESI) 2019 der Europäischen Union befindet sich Kroatien auf dem 20. Platz und gehört damit zum unteren Drittel im europäischen Vergleich. Insbesondere auf der Gebieten der Connectivity und der Digital Public Services liegt Kroatien bedeutend unterhalb des europäischen Durchschnitts. Deutschland befindet sich momentan auf Platz 12 des DESI.

Trotz dieser Ausgangslage stellt das kroatische Ministerium für Wissenschaft und Bildung auf der Webseite des Ministeriums digitale Fernunterrichtsmaterialien in Form von Videos sowie Zeitpläne für unterschiedliche Klassenstufen zur Verfügung. Lehrer werden dazu angehalten eigene Videovorträge zu erstellen und einzusenden. Darüber hinaus werden Bildungsinhalte für Schüler über Fernsehprogramme ausgestrahlt

Österreich

Laut einer Umfrage des österreichischen Bildungsministeriums verfügen rund 50% aller österreichischen Schulen über WLAN in allen Unterrichtsräumen. 65% der Neuen Mittelschulen (Schulen mittlerer Bildung) haben zudem ein pädagogisches Konzept für den Einsatz digitaler Medien und Technologien. Diese Voraussetzungen schaffen in Österreich eine bessere Ausgangslage für digitalen Unterricht als es in Deutschland der Fall ist.

Auf Grund der aktuellen Situation sind sowohl die Primarschulen als auch die Sekundarstufe I und II dazu angehalten, den Schüler Unterrichtsmaterial für den Fernunterricht zur Verfügung zu stellen. Während für den Primar- und Sek. I-Bereich nur analoge Übungshefte zur Bearbeitung vorausgesetzt werden, steht den Schulen der Sek. II frei, das Lernmaterial auch digital bereit zu stellen. Für den digitalen Unterricht stellt das österreichische Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf seinen Seiten Lernmanagementsysteme und Tools für Lehrende, Eltern und Schüler vor.