Berlin, 9. November 2018 - In der Wirtschaft ist die Sorge vor einer nachlassenden Attraktivität des Standorts Deutschland für ausländische Fachkräfte groß. Jedes zweite Unternehmen (50 Prozent) rechnet damit, dass es durch aktuelle Auseinandersetzungen wie in Chemnitz Probleme geben wird, qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland zu gewinnen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 855 Personalverantwortlichen in Unternehmen ab 3 Mitarbeitern in Deutschland. Demnach sieht der Großteil die Zuwanderung ausländischer Fachkräfte ausdrücklich positiv. Sechs von zehn (60 Prozent) halten Zuwanderung für dringend nötig, um Wohlstand und Wirtschaftswachstum in Deutschland zu erhalten. Zudem sehen die meisten Unternehmen darin ein probates Mittel gegen den weitverbreiteten Fachkräftemangel. Neun von zehn (90 Prozent) sprechen sich dafür aus, dass die Zuwanderung von gefragten nicht-akademischen Berufen wie Pflegern oder Handwerkern gezielt gefördert werden sollte. Und 84 Prozent sehen diesen Bedarf auch bei akademischen Berufen wie IT-Spezialisten oder Ärzten. Mehr als die Hälfte der Unternehmen (54 Prozent) meint, dass Deutschland bei der Gewinnung qualifizierter Fachkräfte aus Drittstaaten außerhalb der Europäischen Union deutlich erfolgreicher werden muss.
„Wir brauchen die klügsten Köpfe aus aller Welt, um die Digitalisierung in Deutschland erfolgreich zu gestalten, den Fachkräftemangel zu überwinden und langfristig Wohlstand und Wachstum zu sichern“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. Speziell im IT-Bereich ist der Fachkräftemangel in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Dadurch gehen den Unternehmen in Deutschland jährlich etwa 10 Milliarden Euro Umsatz verloren. Berg: „Positiv ist, dass die Bundesregierung den Bedarf erkannt hat und ein Fachkräftezuwanderungsgesetz auf den Weg bringen will. Anders als in den vergangenen Legislaturperioden darf es diesmal nicht bei einer bloßen Absichtserklärung bleiben. Im Interesse des Wirtschaftsstandorts Deutschland können wir es uns nicht leisten, noch mehr Zeit zu verlieren.“
Bei der Ausgestaltung des Gesetzes befürwortet die große Mehrheit der Unternehmen (92 Prozent), dass ausländische Fachkräfte zwingend Deutschkenntnisse nachweisen müssen, um in Deutschland arbeiten zu dürfen. Sieben von zehn (72 Prozent) sind dafür, ausländischen Bewerbern den Zugang zur Berufsausbildung zu erleichtern, um der wachsenden Zahl offener Ausbildungsplätze zu begegnen. Jeweils rund jedes zweite Unternehmen fordert eine vereinfachte und beschleunigte Anerkennung ausländischer Abschlüsse (49 Prozent) beziehungsweise eine erleichterte Zuwanderung von Fachkräften aus Drittstaaten außerhalb der EU (47 Prozent). Viele Unternehmen setzen sich auch für gelockerte Ansprüche an den Qualifikationsnachweis ein: 39 Prozent sind dafür, dass nicht erst staatlich geprüft werden sollte, ob eine entsprechende Qualifikation vorliegt, wenn ein Unternehmen einen ausländischen Bewerber einstellen möchte. Ebenfalls 39 Prozent sagen, bei IT-Fachkräften sollte die Prüfung von berufspraktischen Kenntnissen oder Zertifikation für eine Arbeitserlaubnis genügen.
Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine repräsentative Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 855 Personalverantwortliche in Unternehmen ab 3 Mitarbeitern telefonisch befragt. Die Fragestellung lautete „Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu bzw. nicht zu?“ (Angaben für „stimme voll und ganz zu“ und „stimme eher zu“).