Aktualisierte Version: Die Zahlen in dieser Presseinformation wurden nachträglich an das im Juni 2021 geänderte Bundes-Klimaschutzgesetz angepasst. Die Novelle sieht u.a. eine stärkere Reduktion der Treibhausgasemissionen für das Jahr 2030 vor (von 55 Prozent auf 65 Prozent). Das Ziel der Netto-Treibhausgasneutralität wurde von 2050 auf 2045 vorgezogen. Zugleich erhöht eine im Rahmen der Klimanovelle erstellte Studie des BMWi den prognostizierten Stromverbrauch in Deutschland im Jahr 2030 von 580 TWh auf 655 TWh.
Berlin, 18. März 2021 - Digitale Technologien können einen Großteil dazu beitragen, dass Deutschland bis zum Jahr 2030 seine Klimaziele erreicht. Wie die im Auftrag des Digitalverbands Bitkom erstellte Studie „Klimaeffekte der Digitalisierung“ zeigt, können die CO2-Emissionen in Deutschland durch den gezielten und beschleunigten Einsatz digitaler Lösungen in den kommenden zehn Jahren um bis zu 152 Megatonnen CO2 verringert werden. Das entspricht rund einem Fünftel der heutigen CO2-Emissionen. Unter Berücksichtigung des durch digitale Geräte oder Infrastrukturen erzeugten CO2-Ausstoßes beträgt die durch Digitalisierung erreichbare CO2-Einsparung 126 Megatonnen netto. Insgesamt muss Deutschland in den kommenden zehn Jahren 372 Megatonnen CO2 einsparen. „Auch mit Blick auf den Klimawandel ist ein beschleunigter Umbau unserer Wirtschaft hin zu einer digitalen Ökonomie das Gebot der Stunde“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.
Lag Deutschlands CO2-Ausstoß 2019 noch bei 810 Megatonnen, so darf er 2030 lediglich 438 Megatonnen betragen. Für jeden einzelnen Bundesbürger bedeutet das, dass sein Pro-Kopf-Verbrauch an CO2 von 9,7 Tonnen pro Jahr 2019 auf 5,3 Tonnen im Jahr 2030 sinken muss. Rohleder: „Wir brauchen eine konsequent klimaorientierte Digitalstrategie. Mithilfe digitaler Technologien können wir enorme Mengen CO2 einsparen und gleichzeitig unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit und unsere Krisenresilienz steigern.“
Die Bitkom-Studie wurde von Umwelt- und Digitalisierungsexperten von Accenture durchgeführt. Darin werden jene sieben Anwendungsbereiche digitaler Technologien untersucht, in denen ein besonders großer CO2-Einspareffekt erzielt werden kann. Es handelt sich dabei um die industrielle Fertigung, Mobilität, Energie, Gebäude, Arbeit & Business, Landwirtschaft sowie Gesundheit. Zugleich wird auch der CO2-Ausstoß untersucht, der von den digitalen Technologien selbst ausgeht. So verursachen insbesondere Herstellung und Betrieb von Endgeräten wie Bildschirmen, Computern oder Tablets, aber auch der Betrieb der Netzinfrastruktur und der Rechenzentren mittelbar CO2-Emissionen. Schreitet die Digitalisierung in einem moderaten Tempo fort, werden hierdurch im Jahr 2030 rund 18 Megatonnen CO2 jährlich ausgestoßen. Bei einer beschleunigten Digitalisierung sind es 26 Megatonnen. Insgesamt, so das Fazit der Studie, ist das CO2-Einsparpotenzial der hier betrachteten digitalen Technologien bis zu sechs Mal höher als ihr eigener Ausstoß.
Entscheidend sei laut Bitkom, wie konsequent die Digitalisierung bis 2030 vorangetrieben werde. So beziffert die Studie das CO2-Einsparpotenzial bei einer eher moderaten Entwicklung der Digitalisierung, wie sie aktuell in Deutschland stattfindet, auf rund 103 Megatonnen bis zum Jahr 2030. Das entspricht 28 Prozent der notwendigen CO2-Einsparungen. Unter Berücksichtigung jenes CO2-Ausstoßes, der durch Produktion und Betrieb digitaler Technologien verursacht wird, liegt der Netto-Effekt in diesem Szenario bei 85 Megatonnen, was 23 Prozent der notwendigen Einsparungen entspricht. Mit einer beschleunigten und gezielten Digitalisierung ist die CO2-Reduktion mit den genannten 152 Megatonnen deutlich größer und beträgt 41 Prozent der notwendigen Einsparungen (netto: 126 MT CO2 bzw. 34 Prozent der Einsparungen).
„Eine konsequente Digitalisierung ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Klimapolitik“, bilanziert Rohleder. Kleine und mittlere Unternehmen müssten durch eine Neuauflage des Programms „digital jetzt“ bei Investitionen in digitale Technologien unterstützt werden. „Das zahlt nicht nur auf die Nachhaltigkeit ein, sondern macht die Unternehmen auch zukunfts- und wettbewerbsfähig“, betont Rohleder. „Wir brauchen Förderprogramme auch für die Verbraucher, damit sie ihr Zuhause mit einer intelligenten Energiesteuerung ausstatten können.“ Aber auch die Entscheidungsträger in Unternehmen seien gefragt. So sollten alle Unternehmen auch nach der Corona-Pandemie Dienstreisen durch Webkonferenzen weitgehend ersetzen und ihren Mitarbeitern möglichst umfassend Homeoffice ermöglichen. Rohleder: „Digitaler Klimaschutz ist eine riesige Chance für die deutsche Wirtschaft.“
Grundlage der Angaben ist eine Studie, die im Auftrag des Digitalverbands Bitkom von Accenture durchgeführt wurde. Ein erster Teil mit den vier Bereichen industrielle Fertigung, Mobilität, Gebäude und Arbeit & Business wurde im November 2020 anlässlich des Digitalgipfels der Bundesregierung vorgestellt.