Berlin, 29. März 2021 - Mangelnde Digitalisierung, lähmende Datenschutzdebatten, Schulöffnungen ohne Teststrategie: Das Corona-Krisenmanagement in der deutschen Bildungspolitik fällt bei der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger durch. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von mehr als 1.000 Personen in Deutschland ab 16 Jahren, darunter gut 300 Eltern schulpflichtiger Kinder. Demnach vergeben sechs von zehn Bürgerinnen und Bürgern (59 Prozent) für das allgemeine Krisenmanagement der Bildungspolitik während der Pandemie die Schulnote 5 („mangelhaft“ – 30 Prozent) oder 6 („ungenügend“ – 29 Prozent). Ein Fünftel (19 Prozent) bewertet es mit einer 4 („ausreichend“), 14 Prozent geben eine 3 („befriedigend“). Mit 2 („gut“) benoten 4 Prozent, mit 1 („sehr gut“) 2 Prozent. Das ergibt die Durchschnittsnote 4,5 – Versetzung stark gefährdet. Noch strenger in ihrem Urteil sind die Eltern schulpflichtiger Kinder: 36 Prozent geben eine 6, 33 Prozent eine 5, 23 Prozent eine 4 und 6 Prozent eine 3. Eine 1 oder 2 wird mit jeweils 1 Prozent so gut wie gar nicht vergeben. Die Durchschnittsnote ist eine glatte 5,0. „Das Urteil ist ebenso eindeutig wie verheerend: Das Krisenmanagement in der Bildungspolitik wird für krachend gescheitert erklärt. Die miesen Noten spiegeln die persönlichen Erfahrungen der Menschen wider“; sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. Auch die allgemeine Fähigkeit der Schulen, in Pandemie-Zeiten digitalen Fernunterricht anzubieten, fällt überwiegend durch. Mehr als ein Drittel (36 Prozent) aller Befragten vergibt eine 5, ein Sechstel (17 Prozent) eine 6. Unter den Eltern benoten vier von zehn (40 Prozent) mit 5 und ein Viertel (26 Prozent) mit 6.
Dabei sollte der Einsatz digitaler Technologien und Medien wie Computer, Smartboards oder Tablets in den Augen der meisten an allen Schulen Standard sein. Das meinen neun von zehn aller Befragten (91 Prozent). Acht von zehn (80 Prozent) sind der Ansicht, alle Schulen sollten in die Lage versetzt werden, noch in diesem Schuljahr per Homeschooling zu unterrichten. Neun von zehn (88 Prozent) fordern, dass die strengen Datenschutzstandards zumindest vorübergehend angepasst werden, um digitalen Unterricht zu ermöglichen beziehungsweise zu erleichtern. Dass für alle Lehrkräfte Fortbildungen zu digitalen Themen und Kompetenzen verpflichtend sein sollten, meinen zwei von drei Befragten (68 Prozent). Geteilt ist die Bevölkerung in der Frage, ob Schulen geöffnet oder geschlossen bleiben sollten: Vier von zehn (41 Prozent) fordern, dass die Schulen für die Dauer der Corona-Pandemie geschlossen bleiben sollten. Ein Drittel (32 Prozent) meint demgegenüber, dass ausschließlich digital per Homeschooling unterrichtet werden sollte. Unter den Eltern sind Schulschließungen (34 Prozent) und Homeschooling (23 Prozent) über die gesamte Pandemie-Dauer hinweg weniger populär. Berg: „In unserem Bildungssystem gibt es ein Jahr nach Beginn der Pandemie wenig Licht und viel Schatten. Digitaler Unterricht ist noch immer die Ausnahme, stattdessen verlieren wir uns in einer Endlos-Debatte über Schulschließungen und Schulöffnungen. Und der Datenschutz wird in einer Pandemie, in der es um Leben und Tod geht, über den Schutz vor Infektionen und der Gesundheit gestellt. Diese Strategie ist ohne Zweifel gescheitert – und das sehen auch die allermeisten Menschen in unserem Land so. Jetzt muss es an den Schulen heißen: digital first!“
Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom im Januar 2021 durchgeführt hat. Dabei wurden 1.005 Menschen in Deutschland ab 16 Jahren befragt, darunter 301 Eltern schulpflichtiger Kinder. Die Umfrage ist repräsentativ. Die Fragen lauteten: „Aufgrund der Corona-Pandemie werden Schulen zeitweise geschlossen. Wie bewerten Sie das Krisenmanagement in der Bildungspolitik allgemein auf einer Schulnoten-Skala von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend)?“, „Wie beurteilen Sie die Fähigkeit der Schulen im Allgemeinen, digitalen Fernunterricht anzubieten auf einer Schulnoten-Skala von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend)?“ und „Inwieweit stimmen Sie den nachfolgenden Aussagen zu bzw. nicht zu?“.